http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hesse1824/0058
HELDMANN,
HELD MANN. 35
und darf aber einem Manne,
•wieKrause, gar nicht auf das
Klüger— seyn — wollen ankommen
; es kommt ihm
vielmehr blofs auf die Mittheilung
der höhern Einsicht
an, die ihm geworden
? und die er als über seine
) und jede Persönlichkeit
unendlich erhaben erkennt.
,,Tcli lege — ( erklärte er
sich in einem Schreiben, welches
dem zweiten B. der „ Kunst-
urkunden" vorgedruckt ist, S.
XVI f.) — 9)meine Überzeugungen
und deren Gründe in diesem
Werke freien Männern nur
211 freier Prüfung- vor und seile
nicht ein, wie der Wille irgend
ein er Mehrheit durch eineSchrift
ein e B e s ehr änk un g er 1 ei d en k ö n •
ne, welche ja sogar ein Jeder un-
gelesen lassen kann , sobald er
will, und welche gesellige und
gesetzliche Gesinnung überall
empfiehlt und durchaus mit brüderlichen
Gesinnungen gedacht
und im brüderlichen Tone geschrieben
ist. Ich greife ja dadurch
nicht in die Regierung u.
Einrichtung der Logen eigenmächtig
ein, nehme keine Partei
, bekämpfe keine Partei, bilde
keine Partei; ich lasse nur
die Sache selbst reden, lege nur
offen dar, Was ich für wahr
und gut halte; ich will nur von
Denen gehört werden, welche
mich hören wollen ; ich stütze
mich nicht auf äufseres Ansehen,
blofs auf Gründe. Im Pieiche der
Wahrheit gilt der Wille Nichts,
nur Gründej ich habe mit dem
Willen' weder des Einzelnen,
nof h irgend eitler Mehrheit, zu
tliun. — Wollte eine Gesellschaft
ihren Mitgliedern das heiligste
und zur Ausbildung der
Mens chlieit wesentlichsteB.eeht,
seine lieber Zeugungen in MJ.nge->
legen helfen der Gesellschaft
mündlich oder schriftlich frei zu
aufsern u?zd zu geselliger Prüfung
vorzulegen, versagen, so
würde sie zwar nicht ohne Beispiel
handeln, jedoch ihre Würde
selbst aufgeben und sich sol-
chen Gesellschaften gleichstellen
, welche sich durch ein ähnliches
Verfahren die Verachtung
und den Fluch der Nachwelt zugezogen
haben. Von der Prei-
maurerbrüderschaft aber, welche
, ^ wie Brüder,aller Systeme
einstimmig behaupten, der Veredlung
der Menschheit ganz vorzüglich
, und zwar ganz allein
dieser, gewidmet ist, sollte am
Wenigsten zu befürchten seyn,
dafs sie ihren Mitgliedern das
Recht; der freien Mittheilung
in Angelegenheiten der Gesellschaft
beschränken oderwolgax
absprechen könnte.44
- An einem andern Orte
(im Vorberichte des 1. Bandes
, S. XLfI'7) äufsert er
ferner:
„Was die Wahrheit an sich
betrifft, so ist sie von sich
selbst Zeuge; und es ist völlig
gleich, durch Wen sie ausgesprochen
werdet allein, von
dem Menschen, der sie ausspricht
, zeugt sie nicht. Den
Menschen dagegen mufs geschichtliche
W~ahrheit überhaupt,
sowie auch die geschichtliche
Wahrheit, heilig seyn, durch
Wen und wann wichtige, beseligende
Wahrheiten unter den
Menschen an's Licht gebracht
worden sind. Die Wahrheit
ist Gottes und aller ihm ähnlicher
Geister ewiges.£igenthum9
— nicht vorzugweise das Eigenthum
eines Einzelnen oder
einer Gesellschaft Einzelner. —
Das, was ich erkenne, ist so
natürlich und so klar, dafs es
jeder andre Mensch auch als
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hesse1824/0058