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HIRAM.
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Westen und Süden, Auf der
Nordseite befand sich kein Eingang
, weil von dieser Himmelsgegend
her die Sonne keine S trafen
wirft/4
,,Als Iiiram, sein Gebet zudem
Herrn beendigt hatte und an das
östliche Thor harn , fand er es
-von Jubela besetzt, der ihm mit
Ungestüm den Meistergriff ab-
foderte, von Iiiram aber die
Antwort bekam: ,,„eS sey nicht
gebräuchlich, denselben in einem
solchen Tone zuhegehren;
auch habe er selbst ihn nicht
so bekommen/"* Hirani setzte
hinzu:' ,,,,er müsse warten;
Zeit und Geduld würden ihn
dazu gelangen lassen."Si Ferner
sagte er zu ihm : ,,,,es sey nicht
in seiner Macht allein, den
Meistergriff zu entdecken; viel-*
mehr müsse Diefs nur in Gegenwart
Salomorfs, Königs von
Israel und Hiramrs, Königs von
Tj'rus 7 geschehen/'" — Jubcia,
voll Verdruts über diese Antwort
, gab ihm mit einem
vier und zwanzigzolligenMaafs-
stabe einen Streich quer über
den Hals/'
,,Nach dieser Behandlung
floh Iiiram nach dem südlichen
Thore des Tempels, wo er den
Juhelo antraf; der des Meisters
Griff und Wort auf gleiche
Art, wie zuvor Jubela, von
ihm begehrte und, da er von
seinem Meister die nämliche
Antwort erhielt, ihm mit einem
WinkelmaaTse einen so heftigen
Schlag auf dessen linke Brust
versetzte, dafs er ihn zum Tau^
mein brachte."
„Nachdem Iiiram seine Kräfte
wieder gesammlet hatte, lief ex
nach dem westlichen Thore,
dem einzigen ihm zur Flucht
gebliebenen Auswege. Hier rieh-»
tete Jubelum, der jenen Ausgang
besetzt hielt, eine Frage in gleichem
Sinn an ihn; als er aber
Diesem ebenso, wie den ersten
Beiden, ergegnet hatte, bekam
er einen schrecklichen Schlag
auf seinenKopf mit einem Schlägel
öder Spitzhamrner ( Gavel
or setting Maul), welcher seinen
Tod verursachte. Hierauf
schleppten sie den Leichnam
zum westlichen Thore heraus *)
und verbargen ihn unter einem
Schutthaufen bis zum Glockenschlage
zwölf der nächsten
Nacht, wo sie, der Verabredung
zufolge, gemeinschaftlich
den Leichnam an der Seite eines
Hügels in ein Grab, welches
6Fufs in senkrechter Richtung
und genau von Osten nach
Westen zu ausgegraben war,
verscharrten. ""
,,I)a nun Iiiram nicht, wie
gewöhnlich , sich einfand , um
nach den Arbeitern zu sehen;
so liefs König Salomon seinet-
halber genaue Nachforschung
anstellen: als aber diese ohne
Erfolg blieb, hielt man ihn
für todt, — Auf die davon 'jenen
zwölf Gesellen, die den
obenerwähnten Anschlag aufgegeben
hatten , zugekommene
Kunde giengen sie, von Gewissensbissen
gequälet, %\\Salomonr
in weifsen Schürzen und Handschuhen
, den Zeichen ihrer Unschuld
, und benachrichtigten
ihn von Allem, was darauf: Be*
sug hatte, insoweit sie davon
Ixenntnifs hatten, erboten sich
*) Hier macht der Herausgeber von
,,Jachin andBoaz" folgende Anmerkung
. -— ,,In diesem Puncte
sind die Maurer selbst verschiedener
Meinung. Einige sagen:
de rL ei chnam sey nicht zum westlichen
Thore herausgeschleppt,
sondern an der Stelle, wo man
ihn erschlagen, in der Mafse zur
Erde bestattet worden, dafs die
drei Mörder einen Theil des
Pflasters aufgerissen, eine Grube,
gemacht und solche, sobald sie
den Leichnam hineingezwängt,
mit den Steinen wieder bedeckt,
sodann aber, um keinen Verdacht
zu erregen , die ausgegrabene
Erde in ihren Schürzen hinausgetragen
hatten."
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