Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-2
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (H bis M)
Seite: 101
(PDF, 148 MB)
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ILLUMINATEN.

ILLUMINA TEN. 101

,,Der Bund erkannte das Gesetz
der sittliclifreien Entwicklung
des Einzelnen und der
Menschheit nicht an, sondern
setzte, die heiligen Rechte der
Menschheit verletzend, an dessen
Stelle heimliches Spioniren,
Beobachten, Beschleichen, vor-
mundschafcliches Gängeln und
bewufstloses Gewöhnen der
Mitglieder untereinander. Daher
Konnte das Charactersch.il-
dern, Lebenlaufverfertigen, das
Einreichen der Geschichte seines
eignen Herzens, das Entdecken
geheimer Züge aus dem
eignen Heben, und andere Au-
fserungen und Folgen jenes
Grundirrthum es, das ganze Sy*
stem durchdringen. Alles Dieses
kommt schon im untersten
Grade, vorzüglich aber imB.e-
gentengrade (Illuminatus diri-
gens), vor. — Aber alle dergleichen
Mittheilungen kann
kein Mensch, als Mensch, von
einem Anderen fodern, wenn
ihm dieser nicht ein Solches in
sittlicher Schamhaftigkeit. unter
dem Siegel treuer, keuscher
Freundschaft selbst eröfnet. Ja,
es ist sogar selten Jemand fähig
, dergleichen Schilderungen
wahrhaft von sich selbst zumachen
, wenn er es gleich wollte;
und auch im Falle des Gelingens
solcher Darstellungen darf der
sittliche Mensch dennoch nicht
auf dergleichen Einzelheiten
ein U itheil über den Nebenmenschen
als ganzen Menschen
gründen. Dieses hat auch Weis-
/mupt späterhin selbst eingesehen
; indem er (im „Pythago*
ras") bekennt; „„der Mensch
sey über den Menschen keines
Gottesurtheiles fällig; er habe
Dieses Gott selbst und dem eig*
neu Gewissen des Andern zu
überlassen; widrigenfalls greife
er, durch die vorhin getadelten
Mafsnahnien, in das heilige

Gebiet der Freundschaft, der
persönlichen Diebe ein; und
solche Einrichtung werde dann
das Mittel, sich selbst zu täuschen
, zu heucheln , die Unzufriedenheit
oder Genügsamkeit
mit sich selbst zu übertreiben»
verwegne Urtheile über Menschen
zu fällen, unbesonnenes
Vertrauen mit Mifstxauen zu
belohnen » leichtsinnig über
Menschen Werth abzusprechen,
oder wo! gar dergleichen vertrauliche
schriftliche Erklärungen
in fremden Händen oder
gedruckt zu sehen,"" u. s. w.
So lastete der Unsegen des unbefugten
Geheimhaltens, vereint
mit dem Unheile der zum
Gesetz erhobnen Lüge und Verstellung
, schwer auf diesem
Bunde. Daher denn despotischö
Herrschaft, statt freisinniger
Regierung, blinder Gehorsam,
statt freien, gesellschaftlichep
Vereinwirkens, eifersüchtige
Verstecktheit, statt offner Belehrung
, Furcht und eitle Hoffnung
, statt edlen Muthes, weisen
Selbstvertrauens und uneigennütziger
Liebe. — Es mufs
jedoch zur Ehre Weishau pt's
erwähnt werden, dafs er späterhin
(im^Pythagoras") selbst
bekannte: „ er habe über den
Punct, eine Secte durch geheime
Verbindung stiften zu wollen
, seine Meinung sehr geändert
. —

„Siehtman auf das Erstwesent-
liche des von ^.selbst ausgespro^
dienen Bundes Zweckes; die höhere
Vervollkommnung des Menschen
durch Veredlung der Absichten
zu befördern, so widerstrebt
die Form des Geheimseyns einer
diesem Zwecke gewidmeten Gesellschaft
der Erreichung desselben
; auch erweiset sich diese
Mafsregel schon dadurch untauglich
, weil die sittlich befugte
Geheimheit zwischen pexsünli-


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