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ILLUMINATEN.
ILLUMINATEN. 103
eigentliche Leben des Staates
aber, als der gesetzlichen Pflege
des Rechts, dann erst in Reinheit
und Fülle beginnen und
mit dem steigenden Leben der
Menschheit selbst immer höher
vollendet werden kann. Ist
aberDiefs, so werden auch erst
dann Erwählte und Vorsteher
des Staates, als des Rundes für
das Recht, in ihrer reinen, ganzen
Würde daseyn und wirken.
Risdahin werden Despoten, Hierarchen
, Aristocraten und De*
moeraten in geschichtlicher
Eigen thümlichkeit und Beschränktheit
die unreife Mehr*
zahl der Menschen mit den Bau-*
den äufserer Zwanggewalt noch
ferner zügeln. Die Einzelnen
aber, welche früher zu sittli«
eher Freiheit gedeihen und
auch auf dem. Gebiete des Rechtes
ganzen Völkern, ja der ganzen
mitlebenden Menschheit, in
Einsicht, Gefühl und Leben
voreilen, können doch selbst
weder wünschen, noch bewirken
, dafs der Staat, worin sie
leben, sowie auch jeder andere
jetzt bestehende Gesellschaftverein
, anders , als auf dem Wege
der Gerechtigkeit und der sittlichen
Freiheit, infolge höherer
Einsicht, zum Bessern umgebildet
werde."1
,, Fern er s agt Weishaup t S. 96:
„Macht die obigen Grundsätze
zu Meinungen! lafst sie in Sitten
übergehen I und endlich
macht die Vernunft zur Religion
der Menschen! So ist die Aufgabe
gelöst. 44 *« — Sollen aber
Grundsätze zu einem sittlichen
Leben erwecken , so müssen sie
als reine Wahrheit selbstthätig
•eingesehen, als solche frei anerkannt
, nicht blofs als Ahnung
oder als Meinung angenommen
werden. Die "Vernunft kann
dem Menschen nie Religion
$ej?i; wol aber kann und soll
der Mensch durch reine Vernunft
sich zu der Religion, das
ist zu Erkenntnifs, Liebe und
Nachahmung Gottes, erheben.4*
,,Die maurerischen Symbole
hat W* selbst nicht besser, als
Knigge, behandelt. — Die erwähnte
Instruction beginnt mit
der Versicherung; „„der Orden
sey gestiftet worden, um wahre
menschliche Glückseligkeit
zu befördern, die Tugend liebenswürdig
zu machen und dem
Laster fürchterlich zu werden
,'"* u. s. w. Aber Glückseligkeit
zu befördern, kann weder
die erste Absicht, noch deT
letzte Zweck , des Staates oder
sonst eines allgemein menschlichen
Institutes seyn; denn alle
gesellige'Vereine sind entweder
auf das ganze Gute, oder auf einen
wesentlichen Theil desselben
, gerichtet; das Gute aber
soll und kann mit sittlicher
Reinheit, ohne auf die dadurch
zu erlangende Lust jedweder
Art zu sehen, erstrebt werden;
ja, nur in und durch die sittliche
Reinheit kann es in treuem
Fleifse uneigennütziger Arbeit
erreicht und aufgeführt werden;
und dann erfolgt die Glückseligkeit
, sofern sie in Gottes
Weltordnung das Gute begleiten
kann und soll, vonselbst,
ohne alle weitere Veranstaltung
. — Dem Laster aber furchtbar
zu seyn, ist nicht an sich
selbst ein reinsittlicher Zweck,
sondern blofs ein bei der unsittlichen
Rohheit Vieler im Volke
von unsern heutigen Staaten
leider ! noch nicht entbehrlich
befundenes Mittel. Unsere Gefängnisse
und Zuchthäuser werden
freilich jetzt so eingerichtet
, dafs sie dem Laster furchtbar
seyen: aber der weise Erzieher
seiner verirrten Gesch. wi-
stermenschen strebt, sie durch
Liebe und Lehre, und durch
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