http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hesse1824/0175
152
JOURNAL FÜR FREIMAUREIL
„Die Loge zur wahren Eintracht
machte sich seit ihrer Entstehung
" Vervollkommnung des in-
nern Menschen und Strehen nach
Wahrheit zu ihrem Hauptgeschäfte
, dem einzigen, das, wie
sie glaubte, den Maurer berechtigen
könnte, von ylrheit zu
sprechen. Überzeugt, dafs nur
vereinigte und nach einerlei Richtung
geordnete Kräfte sie die-
semZwecke näher bringen könnten
, war sie in der Wahl ihrer
Brüder vorzüglich auf Männer
bedacht, die Willen und Fähigkeit
genug hätten, ihr zu diesem
Werke die Hände zu bieten
. Im Besitz dieser Mitarbeiter
gieng sie an7s Werk. Sie
, fand den maurelischen Boden
bereits hier und da bearbeitet
und urbar gemacht, hier und da
bebaut und in Blüthe, hier und
cla auch schon mit reifen Früchten
gesegnet; — aber sie fand
auch ungebautes Land, brach
liegende Strecken, Unkraut und
Disteln treibende Gegenden,
und also Arbeit genug für ihre
Hände , ohne eben Nachleserin
einer fremden Ernte werden zu
dürfen. Sie sah nach, Was bereits
von ihren Vorgängern ge-
than war , verglich, prüfte,
wählte und verwarf. Aber sie
wollte nicht blofs fremden
Waizen sichten; sie wollte
auch selbst bauen. Zu diesem
E-nde setzte sie monatliche Zusammenkünfte
unter ihren Gliedern
, ffest, die s^e Übunglogen
nannte, und worin immer drei
bis vier Brüder in offener Meisterloge
ihre Versuche über mau«
reTische Gegenstände vorlasen.
Sie glaubte, dadurch dafs sie
ihren Arbeitern ein maureri-
schesPublicum vergegenwärtigte
, dem der Vorleser seine Person
nicht verbergen und dessen
unmittelbarem Urtheile er nicht
ausweichen konnte, jener anonymen
Sicherheit vorzubeugen,
die den Schriftsteller nur allzuoft
gleichgültig gegen denWerth
oder Unwerth seiner eigenen
Arbeitmacht." — .
Die Früchte dieses nützlichen
Instituts waren die
in dieses Journal niedergelegten
Abhandlungen, Reden
3 Gedickte und maurerischen
Neuigkeiten, nebst allgemeinen
lieh erstellten der in
jedem Jahre erschienenen
Maurerschrifte%. Die Vorerinnerung
überdieVer anlassung
, den Zweck und die
eigentliche Bestimmung des
Journals" (S. 3 — 14), woraus
bereits oben (B. 1, S.304
— 307) eine Stelle angeführt
worden ist, enthält allzu
merkwürdige Aufserungen,
als dafs sie nicht auch hier
im Auszuge stehen sollten;
— merkwürdig insbesondere
in Hinsicht auf den Ort,
wo sie geschahen, weniger
merkwürdig indefs in Ansehung
der Personen, von denen
sie ausgierigen; indem
man Einige von ihnen schon
sonst als helldenkendeKöpfe
kennt. —
,,In der Zeit, da der bessere
Theil der Menschheit bemüht
ist, die Vernunft von der drückenden
Bürde heiliger und profaner
Vor urtheile zu befreien,
ist es vielleicht ein minder befremdendes
Unternehmen, ihre
Hechte auch da geltend zu machen
, wo man es bisher als ihren
höchsten Triumph ansah,
sie zu verläugnen* Man machte
diese entehrende Federung an
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hesse1824/0175