Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-2
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (H bis M)
Seite: 153
(PDF, 148 MB)
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JOURNAL FÜR FREIMAURER. 153

die freigeborne Prüferin, alles
Wahren und Guten beinah in
allen Religionen" (Kirchenpar-
teien) „und geistlichen Orden,
die ihr Daseyn entweder der
Schwärmerei eines erhitzten
oder der spectilirenden Klug-
lieiteines verschmitzten Kopfes
2,u danken hatten. "Die Fode-
rungen , welche die Stifter solcher
Orden an den Menschen
machten, waren meist so beschaffen
, dafs sie mit den Rechten
der Menschheit und derVer-
nunft unmöglich bestehen konnten
. Da sie #d/so nicht hoffen
durften, ihre Institute auf Ueber-
zeugung zu gründen; so gründeten
sie dieselben auf Glauben;
weil sie aus ihrer eignen Erfahrung
wufsten, dafs die Sphäre
des Glaubens viel weiter, als
die des PFissens, sey., und dafs
es für ihre Absichten weit zuträglicher
seyn würde, die
Menschen zu uberreden, als sie
zu überzeugen. Sie hatten hierbei
noch den Vortheil, dafs ihnen
der den Menschen angebor-
ne Hang zum Wunderbaren,
und ihre natürliche Ehrfurcht
gegen alles Übernatürliche und
Unbegreifliche, auf halbem We-

fe entgegenkam. Sie nützten
iese Schwäche der menschii-,
chen Seele, die vielleicht das
sichtbarste Zeichen ihrer Ein-

feschränktheit ist, so gut, dafs
ie Vernunft in Kurzem ihre
Rechte an den blinden Glauben
abtreten mufste. Sie machten
den menschlichen Geist unzufrieden
mit den Wahrheiten,
die er durch Beobachten und
Nachdenken aus sich selbst erzeugen
tonnte; sie erhöhten
seinen Geschmack für das Unbegreifliche
und brachten ihn
dahin, dafs er lange nicht soviel
Beruhigung fand in dem
Gedanken: dafs Eins — Eins,
als in dem, dafs Eins — Drei

sey. Diese Verehr Würdigung
alles Unbegreiflichen mufste natürlicherweise
den Werth gemeiner
Wahrheiten herabsetzen
und, weil Glauben immer nur
auf Autorität sich gründet, den
höchsten Despotismus in der
Geisterwelt veranlassen. Di©
Unfehlbarkeit eines Einzigen
ward stark genug, es mit der
Vernunft aller Menschen, ja
selbst mit den Zeugnissen ihrer
Augen, aufzunehmen; und ein
Galilei mufste seine mathematischen
Wahrheiten dem Ausruf
eines jüdischen Feldherrn aufopfern
, der Nichts dafürkonnte
, dafs er sein Kriegsheer verständiger
, als die Sonne, com*
mandirte/'

„Wohl uns, m eine Brüd er,
dafs Freiheit? zu denken, und
Gleichheit aller natürlichen Rechte
ein wesentliches Grundgesetz
unsres ehrwürdigen Ordens ausmachen
, und dafs wir in unsrer
freien Geistesrepublik keine Pap*
sie haben ! — „„Ein Bruder
darf sich nicht für cht en-, dem
andern sein Herz ganz sehen zu
lassen;"" — Dieses Grundge*
setz allein wäre schon hinreichend
, jedem Mitgliede unsres
Ordens das Recht zuzusichern,
dafs er frei denken und seine
Gedanken ebenso frei seinem
prüder mittheilen kann, wenn
ihn auch nicht der Name eines
freien Maurers beständig an den
Gebrauch dieses Puechtes erinnerte
. Aber fern sey es von uns,
dieses Recht auf willkührliche
Auslegungen unserer Gesetze,

*) Waren dieHerausgeber des Journals
noch nicht in den Geist der
GrofsmeUterthümer eingedrungen
? Oder wollten sie bloXs das
Ansehen.häb en 7 als ob sie ihn
glicht kennten ? ~~ Vgl. unter andern
die am Schlüsse des Art.;
gäüxcke, angeführte Schrift!

Mnm, des Her ausg.


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