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LAWRTE
LAWRIE. 253
clien bis auf unsere Zeit fortgepflanzt
, sondern dafs sie sicli
nur die Idee, den Zweck und
die Einrichtung der alten Institute
zum Muster genommen
habe; sie hat die Grundidee
derselben nur von Neuem aufge-
fafst. So sey der Bund der
Essäer schon längst erloschen
gewesen, als er noch in der
geschichtlichen Kenntnifs der
christlichen Geistlichen und
Co" nobiten fortdauerte und von
ihnen zum Ideal und Musterbilde
gesteigert wurde, wonach
sie ihre geselligen Stiftungen
einrichteten. Daher
denn auch derjenige Zweig der
von der römischen Kirche unabhängigen
Geistlichen in Britannien
, welcher den Freimaurern
gesellige Verfassung, Symbolik
und Liturgie gab, alles
Das von den Essäern annahm,
was er als musterhaft und
zweckmäfsig erkannte. (Für
so richtig Ree. die Behauptung
der Einerleiheit der essäischen
nnd freimaurerischen Grund-
Jehre oder Grundidee hält, so
zweifelt^ er doch an der auffallenden
Ähnlichkeit der Verfassung
und der Symbole beider
Institute. Ob die Essäer ihre
Lehre symbolisch vorgetragen
und worin diese Symbole bestanden
haben, davon sagen
uns Philo und Josephus, die
Quellen, aus welchen wir die
Essäer kennen, nichts Bestimmtes
; von der ältesten Verfassung
der Freimaurer wissen
wir ebenfalls Nichts, und die
neuere weicht sehr merklich
von der der Essäer ab.) In der
Folge kömmt Hr. Krause noch
einmal auf diesen Gegenstand,
und äufsert: Lawrie hätte
wichtigere Übereinstimmringen
der Essäer und der alten Freimaurer
, (als diejenigen sind,
die er angiebt,) aufstellen können
. *) Am Wichtigsten sey
der Umstand, dafs sich die
Lehre, welche die alten Freimaurer
in den drei grofsen
Lichtern, als in ihrem Hauptsymbole
, v ersinnbildeten, genau
so, schon in dem Lehrbe-
griffe der Essäer finde. Herr
Krause zielt hier auf die Stelle
im Philo („quod omnis probus liier
") , wo esheifst: die Essäer
hätten, die dreifache Pwegel; liehe
Gott j liebe die Tugend; liebe
die Menschen! befolgt. Es ist
aber nicht erwiesen, dafs die
alten Freimaurer diese Hegel
durch ihre drei grofsen Lichter
haben versinnbilden wollen
; und wäre JDieses aucli
wirklich der Fall gewesen, so>
folgt doch noch nicht, dafs die
Freimaurer jene Regel von den
Essäern entlehnt hüben, da sie
auch von dem Christenthum©
selbst vorgeschrieben wird.
Auch bedürfen dergleichen moralische
Wahrheiten, als jene
R.egel enthält, keiner verdunkelnden
Einkleidung in Sym- .
bole$ **) die Essäer trugen sie
*) ..Ich habe nicht durchgängige
Übereinstimmung der essenischen
und masonischen Lehren
"und Einrichtungen behauptet,
sondern nur Beides hinsichts einiger
Hauptpunctß in meiner
, Schrift über die drei ältesten.
KunsturJcunden, und zum Theil
bereits in jenen Anmerkungen
zum Lawrie, aus den Quellen
erwiesen. Auch in der neuesten
Schrift vom D. Bellermann„ über
Essäer undTherapeuten4' Kommt
Nichts vor, was ich nicht gekannt
oder berücksichtigt hätte.
Werden nicht neue Quellen über
die Geschichte der Essener entdeckt
, so scheint mir dieser Gegenstand
nicht weiter gebracht
werden zu können; da ich alle
bekannte Quellen bereits nachgelesen
habe.
Anm. des Brs. Krause,
**) Allerdings "bewürfen diese Lehren
der symbolischen Einkleidung
nicht; und es ist noch au-
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