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war; denn allein dieses Vorhistorische
und über Zeit und
Raum Erhabene darin ist eben
das innere, Nothwendige und
Ewige jenes Glaubens, welches
, immer schon von seiner
ursprünglichen Reinheit abgewichen
, wenigstens den man-
nichfaltigsten Veränderungen in
der Beschränkung /unterworfen
, in der Zeit hervortritt
und eben damit erst eine Geschichte
möglich macht. Eine
solche kann natürlich nicht
eher anfangen, als bis ihr Gegenstand
selbst angefangen hat,
auf irgend eine Art äufserlich
zu weiden v und sich durch
Zeit und Raum for-tzubewe-
fen. Es läfst sich mit unwi-
ersprechlicher Notwendigkeit
schon aus dem ganzen Verhältnisse
der netiern Zeit und
Welt zu der alten — (wir wollen
nur am Mittelalter stehen
bleiben) — beweisen, dafs die
moderne Maurerei der alten,
originellen und genuinen nur
noch sehr wenig entspricht,
und dafs sie in der jetzigen
+Art kaum über ei» Paar Jahrhunderte
hinaus, und selbst
Dieses nur mit besondern Einschränkungen
, zu datiren ist;
wie Dieses unter andern auch
die erst im siebzehnten Jahrhunderte
gestifteten Gesellen-
und Meist ergrade beweisen.
Man weifs ja die Zeit genau
genug, wo in Schottland die
Trümmer des alten Tempels zu
einem neuen vereiniget wurden
, und wie von da das
glicht in ganzer Alterthümlich-
keit, aber neu verklärt, fast
in alle, fast in die ganze moderne
Welt ausgegangen ist.
Die Trennung der alten und
modernen Maurer, nach Stiftung
der Grofsen Loge zu London
im J. 1717 , war eine Epoche
in der Geschichte der Mau«
rerei, die man aU die Basis der
ganzen neuen Maurerei betrachten
kann ; denn der Verzierungen
, Verunstaltungen und aller
der neuem Gestalten, welche
die Maurer ei hier und da
noch angenommen hat, mö-
fen wir nicht einmal geden-
en. Es giebt darin einen
Punct, wo die Form zuletzt
das Wesen erdrückt, und wo
die fliehende Idee Nichts, als
die leeren Hüllen, von sich
den Menschen zurückläfst, sobald
sie, auch ohne sie, und
ohne im treuen Dienste der
Idee zu bleiben, durchaus Etwas
nebenher noch für sich seyn
wollen." '
,,Es giebt eine fehlerhafte
und verführerisch schlimme
Manier der Geschichtbeschreibung
, welche sich hauptsächlich
damit beschäftigt, aller neuaufgekommenen
Erscheinungen
Grund , Ursache und Veranlassung
^ im grauesten Alterthum
zu suchen, jeden innem
Zusammenhang, d. h. jeden
ideellen, auch äufserlich wahrzunehmen
, und nichts Grofses
durch seine eigne innere Gewalt
, sondern gleichsam nur
durch Tradition und Fortpflanzung
, entstehen zu lassen. Diese
Art der Geschichte ist umso
täuschender, je blendender und
gründlicher sie scheint* Wir
erinnern hier nur an die heillosen
Versuche der neuem Zeit,
das Christenthum aus dem J2s-
säismus abzuleiten, von welchem
Mosheim urtheilt, dafs
nur Die so denken, die der Religion
abgeneigt sind, oder an
die Bestrebungen Mosheim? s
selbst, Dessen einziger Fehler
dieser fast war bei seinen kirchenhistorischen
Untersuchun-
fen, wie er 2. JB., den Ursprung
er Mönche, einiger Retzer-
secten der ersteren, Jahrhunder-
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