Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-2
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (H bis M)
Seite: 283
(PDF, 148 MB)
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LESSING.

LESSING. 283

chen Welt^ viele Dinge , die
der Scharfsinnigste... und der in
vielen und wichtigen Sachen
ganz Unterrichtete desto verkehrter
sieht, je aufmerksamerer
sie in der Ferne betrachtet.
Darauf zugegangen, erblickt er
das Johanniswürmchen; geht
er wieder davon, so ist#er
manchmal neidisch und verlangt
, dafs ein Anderer selbst
darnachgehe, wie er, oder ist
schadenfroh genug, etwas Lächerliches
oder Wichtiges darüber
zu /..erzählen , um, die
Schwachheiten der Menschen
belachen, besehelten oder beklagen
zu können ; noch unedlerer
Absichten nicht zu gedenken
. Dieses Alles spannt die
allgemeine Neugier noch mehr:
aber ich dächte, die Geheimnisse
dieser Gesellschaft wären
so ventilirt" [einer-, genauen
Prüfung 'Unterworfen]' „worden
, wie jemals die religiösen
der alten und neuern Zeit. Wer
von Beiden noch nicht weifs,
Was er davon 'denken soll;
Wer diese in der Nähe, mit
Glas oder ohne Glas, noch erst
beäugeln will, dem verwandelt
gewifs der Taschenspieler
seine Perücke in Mäuse und
bringt ihm ein Schlofs an den
Mund. Weicht er aber diesem
Schabernacke schlau genug aus,
so weifs ich nicht, wo seine
Ehrlichkeit, seine Geradheit,
seine Menschenliebe bleibt,
wenn er ruhig und stillschweigend
den unschuldigen Nächsten
, — ex sey Quer - oder
Schwachkopf,— noch ferner damit
täuschen sieht."

• „Vielleicht gieng es aber
Lessirig'en, wie es gewöhnlich
manchem geschäftigem
Wanderer geht. Es entsteht
ein Auflauf; — er weifs, dafs
es Nichts seyn wird, tritt aber
doch mit Hin, — und lacht

und ärgert sich zugleich über
seine Neugier. Lessing war
in Hamburg von einigen Freunden
umgeben, die vielleicht,
wie die Christen von einem
vernünftigen Juden sagen:
„„Schade, dafs er kein Christ
istluii ebenso zu ihm sprachen
: „„Schade, dafs Sie Kein
Freimaurer sind! O! Sie müssen
einer werden.""— Und
er ward es."

„Man soll ihm auch einen
ehrenvollen Vorzug bei seiner
Annahme angeboten haben, der
gewöhnlichen Candidaten so
leicht nicht gewährt wird;
worunter wol Fürsten und
Prinzen nach freimaurerischer
Klugheit nicht gerechnet wer-
dgn, mit denen es der Orden:
vermuthlich zu halten pflegt,
wie der europäische Kriegsdienst
. Diese schmeichelhafte
Ausnahme zu Gunsten seiner
bestand darin, ihn sogleich
durch alle Grade hin durchzuführen
, wenn er die Fortsetzung
seines „Ernst und Falk"
unterdrücken, und sich aller
weitern Untersuchung enthalten
oder sie wenigstens nur für
sich anstellen wolle, ohne Etwas
darüber drucken zu lassen.
Man setzt hinzu; „ „Er hatte
die Wahrheit zu lieb , als dafs
er eine solche Bedingung eingegangen
wäre."" — An der
Richtigkeit dieser Anecdote ist
noch zu zweifeln, weil er diese
Gespräche erst zu Wolfen«
büttel vollendete, ob er« sie
gleich in Hamburg angefangen
haben mochte; denn er pflegte
selten, zumal zu dieser Zeit,
aus seinen unvollendeten Handschriften
seinen Bekannten voi*-
zulesen. Ist sie aber gegründet
, so war der angebotene
Preis so gering, dafs es wunderlich
bleibt, wie man jemals
hoffen dürfen, Lessing werde


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