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LIEBE.
werden, dafs wir leben und
sterben im Wohlwollen und in
der Liebinnigkeit (in Lope and
Charily) mit der ganzen Welt,
und "insbesondre untereinander
, als Brüder und MasO'
7ien*u
In gleichem Geiste wird
von Preston (in den ,,Illus~
trations", ed. 1812, p. 17
— 19, die hiebinnigheit als
das unter scheidende Kennzeichen
der Masonen folgender-
mafsen dargestellt. —
„LiebInnigkeit hat den Vorrang1
vor jeder geselligen Tugend
und ist das unterscheidende
Kennzeichen der Masonen.
Diese Tugend begreift in sich
den höchsten Grad der Liebe
zu dem grofsen Schöpfer und
Regierer des Weltalls, und eine
unbegränzte Zuneigung zu
den Wesen seiner Schöpfung
von jeder Art und Benennung.
Diese letztere Verpflichtung
wird mächtig eingeschärft
durch das Vorbild der Gottheit
selbst, welche ihr Wohlthun
freigebig an unzählige Welten
vertheilet."
„Es gehört nicht zu unserm
besondern Geschäfte, in eine
"Untersuchung dieser holden
Tugend einzugehen; wir haben
vielmehr blofs die glücklichen
Wirkungen einer wohlwollenden
Gemüthsanlage ge-
fen das Menschengeschlecht
ürzlich darzustellen und zu
zeigen, dafs Liebinnigkeit,
wenn sie sieh in Bezug auf
dazu geeignete Gegenstände
aufs er t , die gröfste Wonne
gewährt, deren sich der
Mensch nur immer erfreuen
kann,**
„Die Gränzen des gröfsten
Volkes oder des ausgedehntesten
Reiches sind zu enge, um
. den Adel eines freisinnigen
Geistes ( of a liberal minef) zu
umschreiben. Die Menschen,
in was immer für eine Lage
sie vfersetzt werden mögen,
bleiben doch grofsentheils dieselben
. Sie sind gleichartigen
Gefahren und Unfällen ausgesetzt
; sie m besitzen weder die
Klugheit, "Obel, welche menschliche
Wesen bedrohen, vorauszusehen
, noch die Macht,
ihnen zu begegnen; sie schweben
gleichsam in beständiger
Ungewifsheit zwischen Furcht
und Hoffnung, Hinfälligkeit
und Gesundheit, Fülle und
Mangel. Eine wechselseitige
Verkettung von Abhängigkeit
besteht durch die ganze thierische
Schöpfung, Mithin enthält
die ganze mensch! icke
Gattung Gegenstände , die zur
Übunff der Liebinniekeit ge-
eignet sind/'
Wesen, die einer gemeinsamen
Natur theilhaftig worden
sind, müssen durch dieselben
Beweggründe und Ansprüche
(ineexests) geleit.et werden.
Hieraus folgt," iLfs, wenn wir
Unglücklichen durch das Mit-
gefühl ihrer Unfälle Linderung
verschaffen und Frieden und
Gelassenheit in aulgeregten Ge-
mütiiern herstellen, wir dadurch
der allgemeinen und grofsen
Endabsicht (ends) des ma-
sonischen Systems entsprechen.
Diese menschliche, diese grofsber
zige Anlage entflammt die
Brust mit mannhaften Gefühlen
und facht jenes Feuer des
Mitleidens an, welches der
Stralenkranz der menschlichen
Gestalt ist und mit jedem
andern Vergnügen, das
das Gemüth zu empfinden
vermag, nicht nur wetteifert
, sondern es auch überglänzet
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