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310 LINDNER.
LINDNER
Jesuiten, gesinnt war. Die
Quelle dieser Feindschaft waren
die Verfolgungen, womit
die Jesuiten die beherzten Capuziner
- Missionaire Valeria-
jius a Mag7iis 1556 — 1661 und
Nor hertus1703 — 1760 (s. hierüber
„JÖcher's Lexicon", Th.
IV, S. 1409, und Muttermund's
Fortsetzung, Band V, S. 807!)
verfo-gt, den Erstem in Salzburg
vergiftet, dem Letztem
so heftig- nachgestellt hatten,
dafs ihn weder der österreichische
Hof, noch der Papst,
noch Tu Friedrich IL in Berlin,
vor ihren langen, unsichtbaren
Händen schützen konnten. Dieser
Hafs war ganz besonders in
Österreich dadurch genährt
worden, dafs die Capuziner bei
der Kaiserin Maria Theresia
bedeutenden Einflufs erlangt
und ein beträchtliches Übergewicht
über die Jesuiten gewonnen
hatten."
„Es ist geschichtlich erwiesene
Thatsache, dafs Fefslcr im
J. 1775, zu Anfang des |7ten
Jahres seines Alters, in diesen
an ti jesuitisch gesinnten Capuziner
- Orden eingetreten, darin
bis zu seiner gesetzlichen
Entlassung" aus dem Orden im
J. 17g? geblieben und mit an-
tijesuitischen Gesinnungen geil
ügl ich genährt worden ist.4*
„Es ist geschichtlich erwiesene
Thatsache, dafs er, noch
als Capuziner in Wien, in vertrautem
Umgänge mit den Erzfeinden
der Jesuiten, Domherrn
de Herme, Abbe Klarer,
Probst Ii7itlala, Prälaten Rau-
tenslrauch, Probst Spe/idou etc.,
ganz zur Partei der Jansenisten
übergetreten und, 'seiner janse-
nistischen Strenge wegen, in
Verwaltung des Beichtstuhles
und der übrigen Sacramente,
von dem Cardinale Dligazzi im
J. 1732 yom Beichthören sus-
pehdirt und dem Kaiser Joseph?
der Fcfsler'n jedoch besser
kannte, zur Verbannung vor*
gestellt, aber von dem Monarchen
in Wien zurückbehalten
und gegen die vereinigte Verfolgung
seiner Ordensobern,
der Exjesuiten und des Cardinais
Migazzi, kräftig beschützt
worden ist \ wie Sie Diefs ausführlich
in ,, (Rautenstrauch's)
Oesterreichischer Biedermanns—
Chronik" *), in den „Beiträgen
zur beschichte der Aufklärung
der Capuziner in Oesterreich "
Ca In hei Peter Hammer, ( d. i,
Wien bei Hörlein,) und in den
,yNouvelles Fcclesiastiques d'IT-
trecht, par l'Abbe Bellegarde
VAn 1732, lesen können."
,,Es ist unläugbare Thatsache
, dafs ihn Kaiser Joseph im
J. 1785 zum Professor der orientalischen
Sprachen und der biblischen
Hermeneutik für die
lemberger Universität ernannt,
dafs ihn aber auch daselbst der
angesehenste Exjesuit, Abbe
Lisgannig, mit seinen Exor-
densbrüdern, auf Leben und
Tod verfolgt hat, so zwar,
dafs, nachdem er 1787 durch
sein Trauerspiel: ,,Sidney" den
Jesuiten- und Priesterhafs noch
heftiger wider sich aufgereizt
hatte, er, um seine persönliche
Freiheit und Sicherheit zu
retten, nach Breslau sich entfernen
mufste. Der regierende
Fürst von Carolath, der ihn bei
sich aufnahm und zu seinem
Gesellschafter, Bibliothecar und
zum Lehrer seiner Prinzen bestellte
, war reformirter Con-
fession und dabei wol hejrrnhu-
terisch, aber nicht im Geringsten
jesuitisch, gesinnt. In
*) S. einen Auszug des Art.: Fefslcr
, in d&m. treib erger ,,freyrriau.r,
Taschenbuch a. d. J. 1803," S,
140-1461
Anm, des Herausgi
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