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MEIST. Y. STUHL
MEIST. V. STUHL, 45c
ben, nocli als Altmeister die
Zierde und der Stolz unserer
Loge."
„Nicht leicht mögen ausgezeichnetere
Eigenschaften den
irinern Beruf zur Meisterschaft
begründet, nicht leicht aber
auch ihre würdigste Anwendung
allgemeineres Anerkenntnis
, ungeteiltere Verehrung
und Liebe, gefunden haben."
,,Wie er das geistige Wesen
der Freimaurerei im reinsten
Lichte erkannt und in sich aufgenommen
hatte, gleich frei
von schwärmerischer Selbsttäuschung
, als. vom, nichtigen
Prunk mit geheimnifsvolien
Formeln und Symbolen: so
war ihm die Loge nur eine höhere
Schule des Lebens, in der
jede sittliche Anlage ilrre würdigste
Richtung, jede Kraft
des Geistes ihre freieste Ent-
wickelung, bei harmonischer
jßegränzung, jedes edlere Ger
itihl die angemessenste Nahrung
und Belebung finden sollte.
Hier sah er die hemmende Schei-:
dewand fallen, die Rang und
Meinung, Geburt und Vorur?
pheil so oft im bürgerlichen
Leben gezogen, hier den Menschen
nur als Menschen gelten
und in der Liebe treusten Verr
brüderung ejn heiteres Reich
sittlicher Freiheit begründet.**
9S Jedes unruhige Strebennach
Aufsen, jeden Versuch politischen
Eingreifens, entschieden
ablehnend, suchte erden schöner
u und sichern Kreis maurerischen
Wirkens mir da erst, wo
die Anfoderungen des Staates
aufhören und bürgerliche JBin-r
richtungen nicht hinreichen i
in der stillen Brust des zum Be-
wujstseyn seiner hohem Bestimmung
erwachten Menschen.u
,,DiefsBewufstseyn zu wecken
und festzuhalten, sollen würdige
Formen und Symbole den
äufsern Sinn geheimnifsvol]
ansprechen und auf jeder neuen
Bildungstufe des Räthsels Lösimg
der innern Anschauung
entgegenkommen. So den Begriff
der Maurerei als einer
freien Kunst auffassend, die da»
Leben yersphönt, indem sie
uns weiser und besser macht
und Jede seiner Erscheinungen
unter höhere Gesichtspuncte
stellt, gewann unter seiner sinnigen
Anordnung jedes zufällig
Scheinende Bedeutung für's
Ganze, jedes vereinzelte Streben
harmonische- Gestaltung.*'
S* 51 — 54* „Auch Er lühlte es
klar, d&£sßild und Gleichnifs,—
(wie jüngst unser Göthe&Q schön
gelehrt,) — jedes Hohe, Unerreichbare
, lebendig verkörpert
entgegenführen, so dafs wir,
es zu ergreifen und festzuhalten
, ja, mit ihm, als wie mit
unsers Gleichen, umzugehen,
vermögen.'4
„So sollte denn auch in un-
sern stillen, der Wahrheit und
Schönheit geweihten Hallen
Jedem das Bild veredelter
Menschheit freundlich naher
treten und Jeder mit freierem
Blick in's Leben, mit frischerem
Muthe zu treuer Pflichterfüllung
» mit wärmerem Gefühle
für seine leidenden Mitbrüder
, reicher an Duldsamkeit
, Vertrauen und liebe, zu
den gewohnten Kreisen des
bürgerlichen Wirkens zurückkehren
und in ihnen den ächten
Beruf zum Maurerthum bewähren
.**
Wie wufste er, in so reinem
Streben jede Arbeit zum heitern
Genufs unizuschaffen, — jedem
äufsern Schmucke sinnvolle
Bedeutung, jeder ernstern Lehre
gernüthvolle Beziehung , zu
geben! Wie gewann in seinem.
Munde jedes Wort Gestalt und
Leben durch jene eigexuhüm-
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