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468 MELESINO.
MELESINO.
dadurch die Anzahl dieser Kitter
verminderte; denn durch
die vier Stunden, da er die
JSoTinam zerlegen mufste, km
ex um's Leben. Daher werden
denn auch die schottischen Ritter
bei ihrer Aufnahme ^unter
die Holle geführt und -viermal
angezogen; zum Andenken jenes
ungetreuen, und meineidigen
Kitters, welcher Erphat genannt
"wurde.**.
Endlich ist noch anzumerken
, da 1*3 dieser Ort, wo die
schottischen Kitter so viele
Jahre in Ruhe und Zufriedenheit
gelebt hatten, im glücklichen
Arabien gelegen, rund
umher aber mit so vielen Gefährlichkeiten
umgeben war,
dafs kein Sterblicher sich unterstehen
konnte, sie zu besuchen
, bis endlich sich das
Glück so günstig für die Ritter
erklärte, dafs'die sieben Ritter
Gelegenheit fanden, ihn zu
-verlassen, un'd die Rückreise
mit dem Schatze wieder anzutreten
. Nach ihrer Ankunft trafen
sie die heilige Stadt, nebst
dem Tempel, ganz verwüstet
und in Schutt undAsche gelegt
. — Weil sie nun den Ort,
wo Iiiram begraben war, wufs-
ten und besorgten, dafs seine
Gebeine gleichsermafsen verbrannt
seyn mochten, so suchten
sie seine Begräbnifsstelle auf
und zogen den Sarg, an den
daran befestigten Stricken, durch
vier groj'se Züge, aus der Asche
hervor und begruben ihn an
einem geheimen Orte von
Neuem , woselbst er noch ruhet
. Sie begaben sich hierauf
in alle vier Theile der Welt,
suchten ihre Mitbrüder auf,
legten, ihrer Pflicht gemäfs,
neue Logen an und breiteten
das Licht der Maurerei überall
aus. — Sie erzählten ihren
Brüdern Das, was sich mit ihnen
und dem Schatze auf ihren
Keisen Beschwerliches zugetragen
hatte, und ermahnten
sie zu gleicher Treue und
Eifer."
Erklärung des Teppichs der
schottischen Ritter.
„Betrachten Sie, mein ehrwürdiger
Br., mitgerührtemHerzen
auf diesem Tenpiche die Abbildung
des kläglichen Zustandes,
worin sich der so berühmte Salomonische
Tempel, das Meisterstück
unserer Torfahren, befindet
\ Im Abend erblicken Sie die
beiden ehernen Säulen, die durch
ihre Pracht die aufserordeutliche
Schönheit dieses Gebäudes
verkündigten, nunmehr zerbrochen
, umgestürzt und dergestalt
zertrümmert, dafs sie
beinahe unkenntlich geworden
sind. Auch von den sieh an
Stufen, welche zur grofsen
Pforte führen, sind nicht mehr,
als vier, übrig, aber ebenso
unvollkommen und so zerstört,
dafs man sie kaum besteigen
kann. Das Innere des Tempels
ist verwüstet und in grofsein
Verfalle."
„Die durch die Sonne der
reinen Tugend und den Mond
der unbefleckten Unschuld erleuchteten
Baumeister fanden
hier sogleich den SargIIiram,sy
den sie vermittelst einer Winde
und eines daran hangenden
Strichs in vier Zügen -aus dem
Schutte hervorzogen; wobei
sie die drei Keulen wahrnahmen
, womit dieser so unglückliche
, als würdigste, Grofs-
xn eist er seines Lebens beraubet
worden war. — Der grofse
Baumeister der Welten, der alle
Tugendhaften belohnet, segnete
noch fernerhin diese eifrigen
Baumeister durch den Beistand
seiner göttlichen Weisheit in
ihrem löblichen Unternehmen*
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