Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-2
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (H bis M)
Seite: 504
(PDF, 148 MB)
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504 MOLAY.

MOLAY

Molar ansichtig wurde,' rahm
er es in die Hände, bedeckte es
mit seinen Küssen und sprach
zu Beaujeu: „Mein lieber
Solin, in diesem Kästchen liegt
die Heiligste Reliquie verschlossen
, die der Orden vom Könige
Balduin bekommen hat; in
ihm ist der .Zeigefinger der
rechten Hand des heil. Johannes
des Täufers befindlich. Dir
Sarg , unter welchem Du diese
» Kästchen hervorgezogen
hast, umschliefst nicht die körperlichen
Überbleibsale Deines
Onkels, sondern einen grofsen
silbernen Kasten. Dieser zweite
Schlüssel öffnet eine Nische
in der Nähe des Sarges.
Sobald Du hineintrittst, wirst
Du Dich in einem grofsen unterirdischen
Gewölbe befinden.
Jn dessen Mitte mufst Du einen
Kasten ausgraben, welcher
alle zum Archive des Ordens
gehörigen alten Papiere und
Urkunden in sich schliefst, sowie
die Krone der Könige von
Jerusalem r die Lampe» die
ehedem im heiligen Grabe gebrannt
hat, den siehenarmigen
Leuchter, die vier Evangelien,
das Schwer dt, das Winkulmaafs
und die Standarle des Ordens.—
Vermittelst des dritten Schlüsseis
wirst Du diesen Kasten eröffnen
können. Ich habe alle
diese Sachen, die icli aus den
Händen der Ungläubigen rettete
, unter dem "Verwände, Dein
Onkel, der GrofsmeisterBeaujeu
, habei verordnet, seinen
Leichnam aus dem Oriente in
das Begrabnifs der Grofsmeister
nach Paris zu bringen,
äoTthin schaffe n lassen. Indefs
ist Jedermann fest überzeugt,
dafs alle diese Sachen den Ungläubigen
in die Hände gefallen
seyen. — Die beiden Säulen
, womit die grofsmeisterliche
Gruft geziert ist, sind

hohl; und in ihnen ist ein
Schatz aufgehäuft von den ersparten
Geldern des Ordens,
welche vermittelst der Capitä-
ler, die man abheben kann,
nach und nach hineingeschufc«
tet worden sind. Versprich
und schwöre mir, diesen Schatz
für die Folgezeit dem Orden zu
sichern, und von seinem Ertrage
die unglücklichen Spröfs-
linge zu unterstützen, die bei
den jetzigen traurigen Ereignissen
zerstreut worden sind
und aus Furcht, entdeckt zu
werden, sich sehr schlecht be-
helfen müssen1. Versprich mir
ferner, den Orden so lange
fortzupflanzen, bis er neun
vollkommene Baumeister zählen
wird ! Übrigens bitte ich Dich,
wofern es Dir möglich ist, zu
veranstalten, dafs ich in der
Gruft meiner Väter und in
den Ordenskleidern begraben
werde." **

„Beaujeu zeigte sich zu alle
Dem bereitwillig und schwur,
Das , wozu;;er :srch so eben anheischig
gemacht, inY Werk
zu setzen. Molay , mit dem
guten Willen seines Neffen zufrieden
, sagte noch zu ihm:
„„Ich werde Dich am jüngsten
Gerichte vor Gott zur Rede
stellen, ob Du Dein Versprechen
erfüllt habest. — Lebe
wohl, mein lieber Söhnt
Ich umarme Dich zum letzten
Male. Von nun an will ich
mich einzig und allein auf das
Schicksal vorbereiten, das mir
bevorstehet."*4 — Hierauf ver-
liefs ihn Beaujeu."

„Beaujeu blieb die übrige
Zeit des Tages zu Hause, weil
er nicht mit sich einig werden
konnte, Was er zu thun hätte,
und wie er seinem Versprechen
und seinen Verbindlichkeiten


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