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MYSTERIEN.
MYSTERIEN. 549
aufzusuchen, oder wol gar im als die andre genöthiget, sich
Nothfalle durch geschickte und selbst zu betrügen ; der Epopte*
ungeschickte Wendungen zu eT- (der Eingeweihte) ,,verliefs den-
künsteln. So kam es, dafs, an- Versammlungort weder als ein
statt des gehofften Lichtes, im- Gleichgültiger, nach als ein
xner mehr Dunkelheit und Ver-, Schwärmer; und er hatte von
wirrung über den Gegenstand nun an weder Geld, noch
unserer Mysterien gebracht mühsames Studium, vonnö-
wurde. Wir hatten die Ursa- then, um zu erfahren, Was er
che, warum wir nie aus dem sich bei dem Worte : Mysterien*
Labvrinthe kommen konnten, denken sollte. .'*)**■
nur in dem einzigen Umstände „Ich überlasse Ihnen, meine
aufzusuchen, dals wir im auf- Brüder, zu beurtheilen, inwien
hörlich den Bau dieses Laby- fern sich unsere Brüder Meister
rinthes fortsetzten." „ in dem Falle dieser Epopten be-
,,Die Mysterien der Alten finden mögen: aber ich glauhatten
einen Zeitpunct, da be, die meisten Stimmen auf
kein Eingeweihter ihren Ge- meiner Seite zu haben, wenn
lange dauerte, als sie, wie die Begriffe, die wir uns von
Warburton^ (s. oben B. 1, S. unseren Mysterien zu macheu
143, Sp. b!) vortrefflich be- haben, geradezu festzusetzen,
wiesen hat, die erhabenen Leh- oder die Zweifel Derjenigen
ren von der Einheit Gottes und aufzulösen , die noch nicht die
der Unsterblichkeit der Seele Partei von irgend Einern^ der
fortpflanzten und in ihrem hö- vielen Maurersysteme ergriffen
hern Grade theils historische, haben/'
theils philosophische, Aufschlüs- „Indefs hatten oder behielten
se über die Volksreligion er- die Mysterien der Jlten nicht
theilten. "Die Einweihung war immmer jenen grofsen, ge«
damals Nichts weniger, als ein meinnützigen und jedem Em-
leeres sinnloses Gepränge* wo- geweihten sowol gleich be-
durch der Neueingeweihte um greiflichen , als gleich wichti-
Nichts klüger geworden wäre, gen, Gegenstand. Er verlor
Nachdem dieser, nach vorher- sich so, wie sich Pöbel , und
gegangener Prüfung, einmal mit demselben pöbelhafte Ge-
m's Heiligthum eingeführt war, sinnungen , in's Heiligthum
gab es für ihn keine Geheim- eindrangen. Es kamen liier 0-
nisse mehr, keine unerklärba- vhanten, die es ihrem Vorthei-
ren Geremonien, keine rath- le gernäfser fanden, die bisher
seihaften Formeln, keine, viel- rigen Geheimlehren des letzten
deutigen Hieroglyphen. Nichts
wurde hier seiner Vernunft
entzogen und seiner Einbildungkraft
überlassen; die eine
fand sich ebenso wenig in
ihren Erwartungen betrogen,
*) Wer sieh von der Möglichkeit
solcher Mysterien näher überzeugen
will, lese „das verbesserte
System der llluminaten1-41 [Sf
oben B. 2, S. 86, Sp. a!]
Anm. desBrs. Deoncs.
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