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554. MYSTERY.
MYSTERY.
noch immer gerade da bestechen
lassen, wo die Fabeln anfangen
. Er hätte diese dunkle,
unliistorische Andeutung noch
viel mehr zu entschuldigen gehabt
; denn, wo bleibt seine
Autorität für diese Herbeizer-
xung der Mysterien? — In
der IeerenvAhnlichkeit von einzelnen
Umständen oder Worten
, — einer Ähnlichkeit, der
am Ende vielleicht gar noch
eine Verwechselung, oder eine
hineingetragene, untergeschobene
"Vorstellung, zum Grunde
liegt, — ist kein historischer
Beweis zu linden, in Warburton
's seltsamem Buche und in
der ganzen Menge seiner Col-
lectaneen noch viel weniger.
Dieser Bischoff konnte sich
von seinem Gebrauche seines
Catechismus nicht genug frei
machen f um zu einer Vorstellung
der Art, wie man in den
Mysterien catechisirte, zu gelängen
. Überhaupt ist seine
„göttliche Sendung Mosisu ein
vortreffliches Buch für solche
Leser , die eine Menge Gelehrsamkeit
kennen lernen wollen,
um selbst unwissend zu werden
."
„Die Maurer ei ist ein christliches
Institut ; wie alle Handwerker
und Innungen christliehen
Ursprungs sind: wo liegt
denn ihre Ähnlichkeit oder ihr
Zusammenhang mit den Mysterien
, die ganz andern Ursprungs
sind?"
„Herr Noorthouclc könnte antworten
; „ „Es gab auch christliche
Mysterien ! — Mysterien
ist im Mittelalter ein gewöhnlicher
Ausdruck für Handwerker
und Innungen/*" — Um
einen maurerischen Schriftsteller
brüderlich zu behandeln,
wollte ich recht gern annehmen
,. dafs Herr JSfoorl/wuck
diese Seite der Mysterien wirklich
in's Auge gefafst hätte,
wenn er nur nicht selbst das
Gegentheil sagte. Aber so, wie
er sich die Mysterien denkt, —
wie Anstalten, um geheime
Wissenschaften auf geheime
Art fortzupflanzen, — so läfst
sich gar" nicht begreifen, wie
Zünfte jemals haben Mysterien
heifsen können. Denn, was
für Kunstfertigkeiten durch die
Zünfte auch fortgepflanzt sind,
so waren es doch nie Lehren
der Weisheit und Sätze der Philosophie
.**
„Aber, warum sucht man
auch diese in Aufzügen und
Gaukeleien, wo die Beschäftigung
der Sinne die Hauptsache
seyn mufste? — Ich mufs bekennen
, dafs es mir scheint,
als ob Warburton durch sein
Werk Viel dazu beigeträgen
hat, diefs Suchen nach Etwas,
das man doch zu finden sich
nur einbilden kann, unter den
Gelehrten weiter zu verbreiten
, und ihm das Ansehen des
Lächerlichen zubenehmen, das
eine jede Arbeit hat, bei der
Anfang und Ende einerlei ist.
Da man nun gar anfieng, seine
Bemühungen für die Freimaurerei
zu benutzen; so mufste
sehr natürlich das Wenige,
was wir von den Mysterien
wissen, noch mehr verwirrt
werden; indem es, nur vermehrt
zu werden, schien; denn
für so viele Leute war Das Alles
neu.**
„Der Inbegriff aller unserer
Kenntnisse von den Mysterien
ist mit wenigen Worten: jene
Mysterien waren eine Beschäftigung
der Sinne des Volks,
Weiser und Unweiser, Junger
und Alter, wobei allerlei Dinge
(manchmal sehr unanständige
) und Bilder theils vorgezeigt
, theils zur Schau getragen
, Aufzüge gehalten , Lie-
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