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556, MYSTERY*
MYSTERY.
JLehrart so ehrenvolle Beweise
für die Wichtigkeit und den
Werth der Mysterien finden
wollen, nie ein Einziger selbst
Mysterien gestiftet oder in
Mysterien eine Rolle gespielt
hat?1*" ^ ' ; t i...m
„Alle diese Schwierigkeiten,
fallen weg, wenn wir keine
Vorstellungen von unsern Zeiten
her in die alte Geschichte
mit .hineinbringen, sondern
nur daraus hernehmen, Was
wir da finden."
„Als Aufzüge und mehr oder
minder vollkommene Schau-,
spiele, die anfangs eine sehr
kurze, oder gar keine, nachher
vielleicht eine mehr zusammenhängende
und eigentliche,
Fabel hatten, finden wir die Mysterien
allenthalben. — Vorher
figurirten in Griechenland
Ceres, Bakchus-, Jupitef- u. s. w.,
und seit den Zeiten des Christenthums
in christlichen Ii ändern
Adam-, Eva> die Schlange
, der Teufel, und andere
Personen der jüdischen und
christlichen Mythologie, darin
. Das Theatralische ist allenthalben
in griechischen und
syrischen , wie in christlichen,
Mysterien die Hauptsache; und
aus der wahren Geschichte der
Mysterien scheint durchaus
Nichts weiter zu erhellen, als
dafs sie immer, auch in Griechenland
, zu sehr blofs sinnliche
Schauspiele des sinnlichen
gemeinen Volks waren, als
dafs sich Deute von Genie damit
befafst hätten. Sie scheinen
, beständig in einen gewissen
Kreis von TJnvollkommen-
heiten eingeschränkt gewesen
zu seyn, den; sie nie überschreiten
konnten. Denn auch
in Griechenland gewann das
vollkommnere Schauspiel, welches
eine bestimmte Handlung
und Fabel enthält , das Drama,
wozu sie doch den ersten rohen
"ÖrstofF in sich hatten, neben
ihnen Platz ; und Mysterien
blieben Mysterien, als
nachher im Ghristenthume* bei
dem Fortgänge der Cultur,
dem Schauspiele eigene Häuser
erbauet und die Mysterien, als,
Aufzüge, für das Volk, welche
die Mühe des Genies zu undankbar
belohnten , den Mönchen
, Wallfahrern und Handwerkern
überlassen wurden,
die noch jetzt,: wenn nicht
ganz^ dieselben, doch gewifs
ähnliche, Empfindungen bei
ihren Aufzügen haben , als die
Haufen der griechischen und
römischen Init^irten bei ihren
Mysterien hatten." •
„Nur das Initiiren ist es, was
die Leute wol irre macht.— Wir
behalten aus den Zeiten unsrer
Kindheit her noch immer genug
übrig in, uns ein Vorstellungen
, um uns unter Allem,
was Einweihung heilst, Etwa*
zu denken» da« wirklich an
sich wichtig wäre und auch
für vernünftige Menschen doch
wenigstens einigen innern
Werth hätte 5 da wir uns vielmehr
unter Allem, was j&'m-
weihung heifst, Etwas denken
sollten, das einer besondern
Stimmung der Seele des Theil-
nehmenden bedarf, um nicht
abgeschmackt oder lächerlich
zu scheinen. Diese Stimmung
nun wird durch die geschickt
angebrachte Geremonie bewirkt
; und Das ist die Hauptsache
." — —
„Auch in diesem Stücke sind
sich die Mysterien im Chri-
stenthume, wie vor dem Chri-
stenthume, gleich geblieben;
nur dafs freilich die besondere
Initiation zu jedem Mysterium
wegfiel. Was war natürlicher,
als dafs die einzelnen Einweihungen
wegfallen mufsten, da
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