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MYSTERY.
MYSTERTf. 557
es der Zweck der Kirclie war,
eine all gemeine Einweihung in
der ganzen Welt gelten zu machen
, der ja das Ansehen meh-
rer, die neben ihr existirt hätten
, nur geschadet haben würde
! Dafs aber, selbst da diese
besonderen Einweihungen
wegfielen, die Sache selbst,
das Schauspiel, der Aufzug,
nocli blieb und sogar unter
dem alten Namen blieb, ist
ein Beweis mehr, dafs jene Initiationen
nur das Zufällige bei
der Sache waren , ohne welches
das Wesentliche noch bestehen
konnte. Indefs die Initiationen
von Eleusis der Vergessenheit
überlassen wurden,
führten in Frankreich» Spanien
, Deutschland, England,
und wo man sonst vorher nie
Mysterien gekannt hatte, Möliehe
, S ch ii 1 er ;un d H an dwerks -
bursche Mystvrien auf.u
„So läfst sich » dünkt mich,
ohne Zwang erklären,', wie im
Mittelalter das Wort: mysie-
rium, (englisch: 7nysterj,) nach
und nach, durch eine Metonymie
" (Vertauschung eines
Worts mit dem andern), „mit
dem von Zunft oder Handwerk
gleichbedeutend ward; ■— eine
Erklärung, wobei man nicht
einmal den Witz zu Hülfe nehmen
darf, sobald man nur
nicht, Was zufällig* und local
ist, mit dem Wesentlichen vermengt
, oder dem Wesentlichen
gar vorzieht, -— sobald man
nur nicht das Geheimhalten, die
C er em onie d er Pveinigu n g, od er
gar, Gott weifs, weichen Eid,
für den Hauptcharacter der Mysterien
annehmen will; Welches
zu thun, der lange beibehaltene
Gebrauch des Worts
im Mittelalter hoch dazu, fast
ausdrücklich zu verbieten,
scheint. Jpenh, es hiefsen
nicht allein die ^andi^erhe im
Mittelalter Mysterien ; aucli war
mysterium hie der eigentliche
Ausdruck für den allgemeinen
Begriff: Handwerke; viel Weniger
bedeutete mysterium eine
geheime Gesellschaft -von Weisen
, die einer dvppelten .Lehr-*
art pflegten; sondern auf dem
Theater des Mittelalters finden
wir es in seiner eigentlichen
unverkennlichen Bedeutung, —
einer Bedeutung, die sich vielleicht
ganz genau bestimmen
und vielleicht auf eine eigne
Gattung von Schauspielen einschränken
, gewifs aber nie mit
der von geheimer Gesellschaft
vereinigen, läfst.*'
,,Es ist eine Erfahrung , die
ein jeder Geschichtforscher
gehabt haben mufs, /dafs man
zwischen den befremdendsten
Erscheinungen, sobald man
ihnen näher kömmt, einen Zusammenhang
entdeckt, der von
der Ferne aus, der allerunwahr-
scheinlichste zu seyn, schien\
weil man in der Ferne die Hei-
nen Theile der Dinge nicht bemerken
kann. Warum sollte
Das nicht mit der Freimaurerei
und den Mysterien der Fall
seyn? ' Beide, die Freimaurerei
und die Mysterien^ Können
einen wirklichen historischen
Zusammenhang haben, den ihre
Geschichte deutlich genug
ängiebt, wenn gleich Herr
Noorthouclc ihn nicht aus einem
Buche, wie „Warburtoris
göttliche Sendung Mosis", hätte
zu lernen meinen müssen. Nur
mufs man die Mysterien - des
Mittelalters nicht" üb ersehen.
Im Mittelalter, unter der Herrschaft
des Cliristenthums, ist die
Maurerzunft, wie alle Zünfte,
entstandeil. Das Mysterium der
Maurer zunft (the mystery öf
masonry) ist also nicht in vorchristlichen
Zeiten unmittelbar,
aus Griechenland nach England
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