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nowo-Wosnessensk, außerdem Fabriken verschie
dener Art in Petersburg, Werkstätten, Bekleidungsindustrien
, Brotfabriken usw. In mancher
Fabrik fanden wir Rohstoffe vor, die noch aus
der Zeit vor dem Kriege stammten. In anderen
lag schon neues Material aus den unerschöpflichen
Vorratskammern des weiten Landes bereit,
jedoch wurden da auch Verarbeitungsstoffe verwendet
, die die Blockade nicht herein ließ, z. B.
Farben für den Musteraufdruck des Kattuns, die
im Frieden aus Bayern importiert wurden, und
deren Versiegen die Fabrikation wieder vor ein
schwieriges Problem stellen wird.
Die Fabriken, die wir sahen, waren bereits
in der Zeit vor dem Kriege erbaut und eingerichtet
worden. Alles, was wir zu beobachten
hatten, um das Wirken des neuen Arbeitssystems
zu erkennen, war: in welchem Zustand
sich die Fabrik befand, auf welche Weise man
die vorhandenen Maschinen und Stoffe behandelte
, seit der Arbeiter selber Herr des Betriebes
geworden war, und zuletzt das Wichtigste: auf
welche Art man den zugrunde gehenden Apparat,
die abgenutzten Maschinen, die unersetzbaren
Maschinenbestandteile arbeitsfähig erhielt, durch
sorgfältige Behandlung, durch Erfindungsgabe,
durch Hingabe und Verständnis für die Notwendigkeit
der Produktion, nicht nur für die
äußeren Bedürfnisse des Volkes, sondern für die
Stärkung und Aufrechterhaltung der großen politischen
Idee.
Ich bedaure es sehr, daß wir keinen Kodak
zur Hand hatten, als wir die große Tuchfabrik in
der Nähe von Moskau besuchten. Sie fabrizierte
Militärtuch, außerdem Tuche für Männerbeklei-
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