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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0057
Es war ein etwa halbstündiger Weg, den wir in
gutem Tempo zurücklegten. Ich ging neben einem
österreichischen Genossen, der mich von Berlin
her kannte, wo er mich sprechen gehört hatte.
Wenn wir nicht sangen, unterhielten wir uns über
den Subbotnik. Wir sangen nämlich viel und
herzhaft. Es war ein schöner Herbsttag, sonnig
und glasklar. Aus den Seitengassen der Mjasnitz-
kaja strömten uns ähnliche Züge von Subbotnikern
entgegen. Einer von ihnen hatte seine
eigene Musikkapelle mit, und bald marschierten
wir unter den Klängen der Kapelle, die unser
Gesang überbrauste, vorwärts. Die Warscha
wianka, der Rotgardistenmarsch. Wunderbare
Rhythmen, wie belebtet ihr meine alten Füße!

In den Zwischenpausen gab mir der Genosse
Auskunft. Der Subbotnik ist längst keine freiwillige
Handlung mehr, sondern ist Pflicht geworden
, so für die Kommunisten wie für alle
Arbeiter und Angestellten der Sowjet-Behörden,
der Regierungsämter, der Betriebsbelegschaften.
Es werden Listen geführt, und wessen Name das
zweite oder dritte Mal einen Haken angestrichen
bekommt, der wird erst gelinde verwarnt, dann
ernsthaft zur Rede gestellt und schließlich „ausgekämmt
". Was auch in der Form geschehen
kann, daß der Saumselige, Arbeitsunwillige in
das Konzentrationslager gesperrt wird, das gefürchtete
Lager für Wucherer, Diebe, Gegenrevolutionäre
und andere ungetreue Mitglieder der
Gesellschaft. Der Subbotnik ist also gewissermaßen
ein Prüfstein für die Gesinnung geworden
wie etwa der Ruf an die Front.

Auf dem Bahnhof, so hieß es, sollten wir Holz
aus Waggons abladen; als wir aber angekommen

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