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gar Federtschakos auf den Köpfen. Man spricht
von einer ganz exzentrischen neuen Uniform,
weiß, blau, Silber und G-old, und ich weiß nicht
was noch für das nächste Frühjahr.
Jl-j gegangener und emporgeworfener militärischer
Genies, deren Namen in jedermanns Munde
sind. Solche Namen sind: Budjonny, Gay, Sokol-
nikoff und außerdem das größte strategische
Genie, das die Russen je besessen haben —
so sagte man mir — Tuchatschewsky. Dieser
ist ein ehemaliger Offizier der Zarenarmee, noch
sehr jung, Kriegsgefangener in Magdeburg, der
sich nach seiner gelungenen Flucht den Bolsche-
wiki zur Verfügung gestellt hat und bei ihnen
in hohem Ansehen steht. Im letzten Polenfeldzug
soll er einen schweren Fehler begangen haben,
der mit Schuld an dem verhängnisvollen Rückzug
der Russen getragen hat. Die Bolschewiki
indes sagen: „Gut, Tuchatschewsky hat gelernt.
Das nächste Mal wird er es besser machen."
Der populäre Held der Roten Armee und des
russischen Volkes aber ist der Reitergeneral
Budjonny.
Budjonny ist ein Donkosak. Sein Vater war
Pächter in einem kleinen Dorf am unteren Lauf
des Don. Budjonny hatte den großen Krieg ohne
Begeisterung mitgemacht und dachte daran, nach
dem Kriege heimzukehren, das Pachtgut seines
Vaters zu übernehmen und zu bewirtschaften,
er gedachte zu heiraten und ein friedlich beschauliches
Leben zu führen. Daran, daß er Soldat
bleiben würde, dachte er nicht im entferntesten.
Bei seiner Rückkehr ins Dörfchen fand er den
Anzahl aus dem Volke hervor-
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