http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0072
Vater wie auch all* die anderen Pächter eingesperrt
. Als er fragte: wer das getan habe ? antwortete
man: der General Mamontoff. Budjonny
sammelte ein paar Dutzend seiner Reiterbrüder
und schlug sich dorthinüber durch, wo Mamontoff
mittlerweile ein Heer gegen die Bolschewiki
aufzustellen suchte. Das sind die Ursprünge der
bisher unbesiegten Reiterarmee Budjonnys.
Budjonny ist einfacher Bauer geblieben. Sein
Generalstabschef ist ein alter bewährter kommunistischer
Agitator. In seinem Eisenbahnwagen
haust Budjonny mit seiner Frau und seinem
Generalstabschef. Nachts bei einem Glas Schnaps
entwerfen sie ihre strategischen Pläne. Zuweilen
kommen Kommissare aus Moskau zu Besuch.
Zuweilen kommt auch Schaljapin und singt Budjonny
und seiner Frau Arien aus Opern und
alte Volkslieder. Zuweilen kommen auch Ballettänzer
und tanzen Budjonny in seinem Wagen
etwas vor. Budjonny ist dann besorgt, daß sie
ihm mit ihren Fußspitzen seine Truhe kaput
machen könnten.
Ich erwähnte am Anfang dieses Kapitels die
neue Disziplin, die sozusagen durch Anschauungsunterricht
einer neuen Kameradschaft den
Massen beigebrachte Pflicht, dem Einzigen,
Großen, Gemeinsamen zu gehorchen. Kein Vorgesetzter
mehr und kein Untergebener — ältere
und jüngere, an Kenntnissen reichere und ärmere
Kameraden nur. Und der Ältere, an Kenntnissen
Reichere macht dem Jüngeren und Unerfahrenen
begreiflich, was nun zu geschehen hat, zu welchem
Zwecke er, wenn's sein muß, sein Leben
einzusetzen hat. Ein lebender Mensch mit Ver-
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