http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0078
„Agit-Punkt" zu lesen. Im Verschlag verkauft
und verteilt ein Mann Agitationsbroschüren, Flugblätter
und die offiziellen Zeitungen. Die Halle
ist, wie die Mauern aller Städte, mit Plakaten und
Zeitungen beklebt.
Da die Privatkonkurrenz aufgehört hat, sind alle
diese Plakate, sofern sie nicht Anzeigen von
Meetings und Theater usw. enthalten, natürlich
auf die einzige Note gestimmt, nämlich auf die
Propaganda für die gegenwärtig notwendigsten
Taten: die Stärkung der Fronten an den Grenzen
und der Arbeitsfront im Lande.
An den Fronten 'platzen über den feindlichen
Linien Granaten und schütten Tausende dünner
Flugblätter nieder, in denen kurze Darstellungen
der Ziele, für die die Rote Armee
kämpft, enthalten sind, aber auch satirische Gedichte
gegen den Pan Schlachzizen und gegen
den baltischen Baron.
In den Straßen sieht man Schaufenster, die
einzigen, hinter denen noch Leben ist, das sind
die Schaufenster des Zentropetschat, der Buchverteilung
und der Rosta, des offiziellen Telegraphenbureaus
. In diesen letzteren kannst du
große amüsant gezeichnete Karikaturen sehen,
die sich mit Tagesereignissen beschäftigen, politische
und militärische Feinde verhöhnen und den
Schleichhändler, den Kulaken, den Großbauern,
der mit den Lebensmitteln nicht herausrückt,
wie auch den faulen Arbeiter, dem die Sonne
auf den Bauch scheint, an den Pranger stellen.
Man könnte fast sagen, daß auch die Zeitungen
der Bolschewiki, die „Prawda", die „Iswestia"
vor allem, ausschließlich der Propaganda dienen.
Zuweilen habe ich mir einzelne Nummern über-
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