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Gebiete des Unterrichts, der Propaganda, des Kunstschaffens
und der Verwaltung, der Fürsorge für
die Kinder (sogar der Kindergerichtshof untersteht
merkwürdigerweise dem Narkomproß 1), so ist
man förmlich betäubt. Man weiß ja, daß das
Schema der heutigen Volkskommissariate bis zu
einem gewissen Grade dem der Ministerien unter
dem Zaren nachgebildet ist. Mit dem Schema
des Narkomproß aber verhält es sich anders,
weil ja die Volkserziehung im zaristischen Rußland
das am verbrecherischsten vernachlässigte
Gebiet der Fürsorge des Staates für die Untertanen
war. Die Bolschevviki haben sich in Dingen der
Volksaufklärung und Erziehung Aufgaben gestellt,
die das zaristische Regime niemals erkannt, niemals
in sein Programm aufgenommen hat, und
deren Nichtbeachtung vielleicht die tiefste Ursache
des Unterganges der Zarenherrschaft in
sich schließt.
Um den Umriß der Gebiete, die das Narkomproß
zu bewältigen sucht, ungefähr zu veranschaulichen
, will ich ein paar Überschriften von
Verwaltungsabteilungen hierhersetzen: Volksuniversität
. Ausbildung politischer Agitatoren. Telegraphischer
Auslandsdienst der Rosta. Schulen
für Erwachsene. Unterrichtskurse für Analphabeten
, an der Front, in Fabrikbetrieben. (Hier
unterrichten speziell ausgebildete Lehrer zwei
Stunden lang täglich. Der Schüler-Arbeiter erhält
für diese zwei Stunden seinen Lohn wie für
ordnungsgemäß geleistete Arbeit ausgezahlt.)
Unterricht im Kunstgewerbe. Exkursionsinstitut..
(Provinzschulen besuchen die Städte, städtische
Schulen werden aufs Land gesandt, solche Ex-
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