http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0094
„Die Arbeit in der Schale muß mit der Produktion
verbunden werden, dann wird sie eine
angeheure erzieherische Bedeutung haben. Nur
die enge Verbindung des Unterrichts mit der Pro-
duktionsarbeit der Gesellschaft kann den Klassencharakter
der jetzigen Schul« beseitigen."
Diese Worte Karl Marx' aus dem Kommunistischen
Manifest gründen das eherne Gesetz,
auf dem die Bolschewiki ihr Schulwesen, die
Prinzipien des Unterrichts für das ganze Volk
Rußlands aufgebaut haben. Die Einheitsschule
kann natürlich nicht genügen. Sie ist ja in Ländern
mit bürgerlich-kapitalistischem System durchgeführt
. Die Einheitsarbe.tsschule aber bildet
die Errungenschaft und bedeutsame Neuerung, die
vorerst nur noch in vagen und experimentierenden
Versuchen vorwärts sich tastend, doch immer
sicherer das alte Schulwesen verdrängt und von
den Bolschewiki, wenn die Not sie daran, wie an
so vielem anderen, nicht hindert, bis zum vollen
Siege des Gedankens durchgesetzt werden wird.
Rußlands neue Schule ist kostenfrei und obligatorisch
. Koedukation. Die erste Stufe des Unterrichts
umfaßt das 8. bis 13. Lebensjahr. Die
zweite das 13. bis 17. Das Sommersemester wird
vom landwirtschaftlichen Unterricht im Freien bestimmt
, im Wintersemester tritt die handwerkliche
Erziehung in der Werkstatt in ihre Rechte. Lehrer
und Schüler verkehren kameradschaftlich miteinander
. Der Lehrer ist der ältere Genosse des
Kindes, der etwas mehr weiß als das Kind, sich
aber darauf nichts einbildet. Er ist so wenig der
Vorgesetzte des Kindes, wie der Rote Offizier
Vorgesetzter des oder Befehlshaber über den
Roten Soldaten ist. In diesem Sinne ist die
Schule, die der Selbstverwaltung der Schüler
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