http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0109
Die Asche fliegt wie Silberstaub hinauf, erlischt —
Der Hochofen schüttelt von seinen Fiügelu der Funken
goldig roten Flauui."
Im Zentral-Proletkult, der in Moskau in der
Villa Morossoff untergebracht ist — diese Villa
ist ein Alp, ein Monstrum an geschmackloser,
protzenhafter tberladenheit, Kopie eines spanischen
Schlosses in die nüchterne Wosdwi-
schenka hinein gesetzt, Gotik und Maurisch und
Renaissance durch- und übereinander, nachgemachte
Muscheln, Taue und Schnecken aus
Stein — man soll bei Morossoffs einst sehr gut
gegessen haben — wo steckt ihr, meine Lieben,
ich hoffe, es geht euch gut, irgendwo in Europa,
Gruß von eurer Villa! — Aber ich muß von vorn
anfangen.
Im Zentral-Proletkult kann man also zu sehen
bekommen, was von den Intentionen der Proletkult
momentan zu verwirklichen ist und zum Teil
bereits verwirklicht wurde.. Ich sah hier eine Aufführungsreihe
des Proletkult-Klubs, und ich sah
hier und anderswo Ateliers für Malerei und
Skulptur der Proletkult. Hier läßt sich die Spannweite
zwischen der Idee und der Durchführbarkeit
genau verfolgen. Die Idee besagt : es sollen
keine Künstler mehr den zur Kunstübung befähigten
Arbeiter im Malen, in der Skulptur unterweisen
, denn es käme dabei ja doch nur eine
schlecht und recht zusammengeschusterte Schularbeit
, nachgeahmte und von der Richtung des
Lehrers beeinflußte Atelierkunst heraus. Sondern
der einfache Arbeiter soll in seinen Mußestunden
die Proletkult-Werkstätte aufsuchen, dort bekommt
er Farbe, Pinsel und Leinwand, und dann soll
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