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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0128
„Kain" wollten wir jüngst aufführen: der Darsteiler
des Kain fiel bei den Proben vor Erschöpfung
einfach um — wir können nur Stücke
spielen, in denen die Lebensgeister der Schauspieler
wie der Hörer durch das leichte Spiel
der Phantasie beschwingt, heiter gestimmt werden
. Darum spielen wir „Was Ihr wollt",
Dickens, Goldoni. Man gibt uns ja auch gar keinen
Stoff zu Kulissen, Kostümen. Die Kunst, unsere
Kunst, soll wohl zugrundegehen, von den Künstlern
nicht zu sprechen.

Im „Ersten Studio" sah ich dann, wie Stanislawskis
Erfindungsgabe aus dem Erreichbaren
und Möglichen sogleich neue Wege der Bühne
fand und feststellte. Dieses „Erste Studio" ist ein
langgestreckter Saal mit aufsteigenden Stuhl-
reih^n. Es hat wohl einen Vorhang, aber keine
Bühne, keine Rampe; der Schauspieler läuft,
wenn die Laune ihn treibt, mitten ins Parkett
hinein. In „Was Ihr wollt" spielten sich ganze
Szenen auf der Bühne, im Zuschauerraum, ja sogar
draußen im Vestibül und in der Garderobe
ab. In der Zweikampfszene jagten sich die Schauspieler
buchstäblich durchs ganze Haus und das
Publikum raste vor Vergnügen, als von draußen,
weit von der Treppe her der Wortwechsel
zwischen Junker Bleichwang und Sir Toby in
den Saal herein scholl. Von einer Drehbühne
konnte hier natürlich keine Rede sein — dieser
Not half Stanislawski durch ein System von an
der Decke angebrachten halb- und viertelkreisförmigen
Eisenstangen ab, über die bei Szenenwechsel
in voller Beleuchtung Rupfenvorhänge
an Ringen sich schoben und dadurch ein Segment
der Bühne verhüllten — ohne daß die Illusion für

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