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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0133
Krüppel müde aus den Fabriken wanken; verstümmelte
Soldaten schleppten sich hinüber zur
Brücke, weil das Aufgebot erfolgt war und neue
Heerscharen zusammengestellt werden sollten.
Auf der weißen Bühne schoben Kapitalisten indessen
mit ihren Wänsten Geldsäcke vor den
Thron Kerenskis hin, Minister sprangen von der
Ministerbank und scharrten die Herrlichkeiten zu
einem Haufen zusammen, während drüben von
der dunklen Seite her einzelne wilde Schreie sich
über das Murren erhoben und der Ruf „Lenin!
Lenin!" undeutlich erst, dann aber schon lauter
emporflackerte. Nun sah man Kerenski auf
seinem Thron zu Häupten der Ministerbank große
Gebärden beschreiben, energisch fuchteln und
auf die Geldsäcke weisen. Die Minister aber
waren in eine sonderbare, pendelnde Unruhe geraten
. Sie schoben sich auf ihrer Bank hin und
her, denn von der unsichtbaren roten Bühne
tönte der Tumult schon rhythmischer herüber,
gesammelt, man konnte sogar Gesang hören,
Akkorde, die die „Internationale" sein mochten
oder auch nicht. Immer noch sprach und gestikulierte
Kerenski. Der Ministerbank aber hatte
sich allmählich eine einheitlich schwankende Bewegung
bemächtigt. Man sah die ganze graugekleidete
Reihe gleichförmig nach rechts, dann
mit einem Ruck nach links sich biegen. Einigemal
wiederholte sich dies in immer heftigerer
Bewegung. Da kamen mit parodistischem Wackeln
die berühmten Kerenskischen Frauenbataillone !
auf die Bühne, schwangen ihre Flinten und riefen
Kerenski ihr „Moriturae te salutant!" zu.

Während die weiße Bühne erlosch, flammte
plötzlich die rote auf. Um eine riesige rote Fahne

3 Holitseher, Drei Monate in Sowjet-Rußland 129


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