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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0161
ganten Welt ist nicht viel zu sehen. Arbeiter,
Soldaten zirkulieren in den Straßen — es ist eine
Proletarierstadt mit verlassenen Palästen und zugesperrten
Läden. Erst wenn man an der Admiralität
vorbei die Schloßbrücke am Newakai passiert
und das Winterpalais des Zaren vor sich erblickt,
erst da merkt man, daß sich in dieser Stadt
etwas Außergewöhnliches zugetragen haben muß:
hier sieht man nämlich Spuren; Spuren von Verwüstung
und auch noch andere Spuren.

Die letzte Zarin der Russen, Alix von Hessen,
hatte es für gut befunden, ein paar hundert Waggons
aus ihrer Heimat nach ihrem neuen Wohnort
mitzubringen, als sie das Darmstädter Idyll mit
dem Petersburger Pulverfaß vertauschte. In diesen
Waggons kamen rote Sandsteinblöcke, eine hessische
Gesteinsart, nach dem Newakai, wo sie sauber
behauen zu einer einige Meter hohen Mauer um
dasGärtchen vor der Seitenfront des Winterpalais
aufgeschichtet wurden, gegen die draußen vorüberwandelnden
Menschen, vor deren Anblick die
heimische Gesteinsart die Zarin bewahren sollte.
Ihr Auge wollte auf rotes Gemäuer fallen, wenn
sie in ihrem Gärtchen ging oder aus den Fenstern
schaute und nicht auf den vorbeiwandelnden
Untertan. An einem der ersten Sonntage nach der
siegreichen Oktoberrevolution haben die Petersburger
Arbeiter, Soldaten und Matrosen diese
Mauer niedergerissen. Sehr glimpflich und akkurat
scheint sich diese Angelegenheit nicht abgespielt
zu haben, der hessische Sandstein liegt in wirren
Trümmern verstreut vor dem Winterpalais und
am Newakai umher, und das Gras wächst zwischen
den Steinen. Es ist, rein vom koloristischen
Standpunkt, ein erfreulicher Farbenileck. An der

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