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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0177
mit Lebensmitteln. Wie leben die Städte, da der
Bauer den Kommunismus gar nicht oder doch nui
gezwungen anerkennt, keine Veranlassung sieht,
für den Staat mit Begeisterung zu pflügen, zu
säen, zu ernten, Vieh zu züchten, zu melken und
herzugeben — zumal er für seine Produkte Sowjet-
Geld erhält, daran ihm nichts gelegen ist, und keine
Schuhe, Kleiderstoffe, Mützen, landwirtschaftliche
Geräte, ja nicht einmal Heiligenbilder und Lämp-
chen davorzuhängen . . .

Die Bauernfrage ist, soweit man das aus den
schweren und fortgesetzten Kämpfen, die sich in
den Sowjets und der Exekutive um sie abspielen,
eine der brennendsten, im Zustand der täglichen
Wandlung begriffenen Angelegenheiten Rußlands
und des ganzen Systems der bolschewistischen
Wirtschaft.

Das Problem klärt sich, wenn man die Ursachen
der Not des Landes nennt und wiederholt: zaristische
Mißwirtschaft, Weltkrieg, Blockade und
wiederum Krieg. Der Bauer gibt lange nicht genug
her von dem, was die Regierung ihm notgedrungen
als sein eigen überlassen hat, und es ist nicht
gut möglich, seine Produktion zu kontrollieren.
(In der ersten Phase der bolschewistischen Wirtschaft
geschah dies durch die Kontrollbehörden
der Dorfarmen.) Gäbe es keinen Krieg, keine
Blockade, das Übel wäre über Nacht behoben; die
Industrie funktionierte, und der Bauer erhielte statt
des unbeliebten und wertlosen Sowjet-Geldes, auf
dem in neun Sprachen die Mahnung: „Proletarier
allerLänder, vereinigteuch!" aufgedruckt steht (der
Bauer aber hält sich keineswegs für einen Proletarier
, er besitzt, er sitzt auf seinem Stück Landl),
Schuhe, Kleider, Mützen und Gerät. Gäbe es keine

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