http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0178
Blockade, die Regierung könnte die Elektrisierung
Rußlands durchführen, Gasolinmotore importieren
oder bauen, die sie großen Komplexen landwirtschaftlicher
Kooperativgemeinschaften zur Verfügung
stellen würde, so daß nicht jeder kleine
Bauer sein eigenes bißchen Land mühselig mit
Dornpflügen zu bestellen (oder brach liegen zu
lassen) brauchte, sondern, wie das z. B. in Kanada
geschieht, ein riesiges Territorium von Tausenden
von Quadratwerst in kürzester Zeit gemeinschaftlich
umbrochen und gemeinschaftlich
abgeerntet werden könnte.
So ungern ich mich des Hilfsmittels der Statistik
bediene, bleibt mir doch nichts übrig, als hierher
zu setzen, was mir in der Petersburger Kommunalbehörde
zu diesem wichtigen und verhängnisvollen
Kapitel mitgeteilt-wurde, und was ich
mir sorgfältig aufgeschrieben habe. Der Bauer
darf monatlich 40 Pud Mehl und ein geringes
Quantum anderer Produkte behalten. Es ist ihm
vorgeschrieben, welche Mengen Getreide und
sonstiger Produkte er abzuliefern habe.. Im ersten
Jahr der Revolution sollen 30 Millionen Pud Getreide
abgeliefert worden sein, im zweiten 150
Millionen, im dritten 250 Millionen. Der Voranschlag
für das Jahr 1920/1921 ist 450 Millionen.
Im ersten Jahr der Revolution mußten 90 Prozent
der ziffernmäßig eingeforderten Vorräte mit Anwendung
von Gewalt den Bauern abgenommen werden.
Im dritten nur mehr 20 Prozent. Der Gründe, die den
Bauer gefügiger machten, tat ich im Kapitel vom
Roten Heer Erwähnung. Besonders die Ukrainer
Bauern, die zu Aufständen nur zu geneigt sind,
verursachen der Sowjet-Regierung höllische Sorgen
. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, was ein
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