http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/holitscher1921/0201
liehe Dokumente, Reliquien und etliche Kuriosa
veranschaulicht; derjweiße Terror, den diese Bekämpf
er der Kommunisten wie einen eiterigen
Schimmel konzentrisch um die Kapitale Moskau
gezogen und verbreitet haben, zur Erinnerung
später Geschlechter festgehalten. Man sieht Photographien
aus der Ukraine, Estland, Sibirien;
Photographien zerstückelter, zu Brei zerstampfter
Menschenkörper — viel zu grauenhaft, um Einzelheiten
zu erwähnen, sein Leben lang vergißt sie
nicht, wer sich einen Augenblick lang in ihren
Anblick vertieft hat. . . . Man sieht hier unter
anderen Raritäten auch den berühmten Tannenast
aus dem schrecklichen Wald bei Jamburg, Jude-
nitschs Wald, mit der vom Strick des Henkers
ausgescheuerten Narbenspur in der rötlichen
Rinde — darunter den Baumstamm, in den der
Schreibens und Zählens unkundige Henker mit seinem
Messer eine Rune nach der anderen eingeschnitten
hat — nach jeder Gruppe von Kommunisten
, die er oben auf jenem Ast vom Leben
zum Tode befördert hat, eine. Im Holz sind
siebzehn Einschnitte zu zählen.
Aber auch Seltenheiten harmloserer Art bewahrt
jenes erst im Zustand der Entwicklung
befindliche Museum, interessantes Material aus
den Archiven zaristischer Geheimpolizei. So einen
sorgfältig durchgepausten Briefwechsel zwischen
Haase und Ledebour aus dem Jahr 1916. Daneben
eine Anzahl Seiten aus dem Album der
Petersburger politischen Polizei: Porträts, im
Profil und en face aufgenommen, von Lenin,
seiner Frau, Kamenjew, Sinowjew und anderen
, nebst genauer Beschreibung. Und dann
eine große Anzahl bis ins letzte Detail minutiös
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