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nicht möglich sein sollte, durch passive__Resistenz
zu verteidigen. Die Verbindung Rußlands mit den
t imperialistisch-kapitalistischen Ländern aber geschieht
sozusagen hinter dem Rücken des Proletariats
, d. h. diese Verbindung gehen die
Rußland helfenden Länder zur Stärkung ihres
{heimischen Kapitalismus ein und benützen die
Notlage des feindlichen Proletarierlandes, um
sein innerstes Wesen zu diskreditieren. Das Werkzeug
, dessen sich Rußland zur Herbeiführung der
zögernden Aktion des Weltproletariates bedient,
ist dieJPartei: die Partei mit allem, was in diesem
Wort an Zweideutigkeit und Unzulänglichkeit enthalten
ist. Die Kommunistische Partei Rußlands
als mechanisches Werkzeug operiert sogar auf
gefährlichere und unzulänglichere Art, als das aus
praktischen, taktischen Gründen zulässig erscheinen
sollte. Es hat den Anschein, als wolle
dieseJPartei, die zahlenmäßig gering, in Rußland
j selbst sich einer feindlichen Umwelt im eigenen
Lande zum Trotz, vermöge ganz besonderer, aus
den Verhältnissen Rußlands erklärlichen Konstellationen
behaupten und entwickeln konnte, jetzt
all den proletarischen Parteien der Welt ein Revolutionsschema
vorschreiben,. Redingungen diktieren
, die den inneren Verhältnissen jener Prole-
tariate kaum genügend Rechnung tragen — und
die sie selbst, die Kommunistische Partei Rußlands
, gar nicht mehr beobachtet. Man erlebt angesichts
der Moskauer Forderung das sonderbare
Schauspiel, daß die kommunistischen Parteien der
^fremden Länder viel päpstlicher sind als der Papst,
d. h. bei weitem schroffere Prinzipien zu
vertreten haben, als Moskau selbst, das, wie gerade
die letzte Zeit es wieder bewiesen hat zu
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