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sönlichkeiten Einblick in ihre^Häuslichkeit, die i
äußeren Umstände ihrer Lebensbedingungen gewinnen
können. Über diese Frage kreisen die
phantastischsten Yejmutungen, Lügen und Hirn-f
gespinste in der Welt, ich weiß es. Im Kapitel
über die Intellektuellen erwähnte ich, daß man
sich, tritt man im Kreml bei einem der Führer,
der die höchsten Machtbefugnisse in seiner Hand
vereint, ein, fragen muß: ob dieser Mensch in
einem Gefängnis, einem Absteigequartier oder
einer wirklichen Wohnstube hause? Gewiß: hier
und da ißt man sich im Kreml_satt; es gibt dort
zuweilen sogar Jjachs, wenn es in der Stolowaja
unten in der Stadt Hering gibt, und hier und da
kann man auch eine Blechdose mit Preßkayiar und
ein paar Stücke Würfelzucker auf einer Kommode
erblicken — im großen ganzen aber würde sich
der Herr Groschenrentier in der Schönhauser A llee \
bestens bedanken, wenn man ihm zumuten wollte,
das MenüLenins oderRadeks einige Wochen lang
zum Muster zu nehmen. Die Bolschewiki lieben es
nicht, wenn man sie mit den Puritanern vergleicht,
ich weiß es aus den ironischen Randbemerkungen
der „Iswestja" zu den Berichten Bertrand Russeis;
darum nur die Bemerkung, daß in dem Topf, in
den man die Bolschewiki zusammen mit den
Puritanern werfen könnte, oft nicht mehr schmort,
als ein wenig Kascha mit Kohlsuppe.
Wenn man uns zum Gehen zwingen wird,
werden wir die Tür hinter uns mit einem
Krach zuschlagen, der den Erdball erschüttern
wird." Dieser pittoreske Ausspruch stammt von
Trotzky. Er wurde in einer Zeit getan, als es noch
nicht so felsengleich feststand,, daß derBolschewis-
16 Hnlitscher. Drei Monate in Sowjet-Bnßland
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