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Es lässl sich damit jede Region des Schädels sehr genau abnehmen, unbehindert durch Licht und
Schatten, in allen Richtungen und um so feiner, je enger an einander die Stäbchen stehen.
Von Durchmessern der Calotte haben wir eine solche Menge, dass es der Wissenschaft eher
schädlich seyn würde, sie noch vermehren zu wollen. Ich verweise daher lediglich auf Carus, welcher
zuerst nach den drei Schädclwirbeln Durchmesser aufgestellt hat. Er misst
1) die Breite der Schädelwirbel,
a) der Stirn gegen die Kranznaht hin,
b) des Mitlelhauptes durch die Entfernung der beiden Scheitelhöcker,
c) des Hinterhauptes an den beiden Enden der Lambdanaht und den Zitzenfortsätzen des
Schlaf!) eins;
2) ihre Höhe vom äusseren Gehörgange aus
a) gegen die stärkste Wölbung der Stirn,
b) gegen die stärkste Wölbung des Scheitels und der Pfeilnaht,
c) gegen die stärkste Wölbung des Hinterhauptsbeins;
3) ihre Länge
a) von der Nasenwurzel bis zum Anfange der Pfeilnaht,
b) die Länge der Pfeilnaht,
c) den Hintcrhauptswirbel vom höchsten Ende der Lambdanaht bis zum hinteren Rande
des foramen magnum.
Diese Durchmesser leisten gewiss das, was man mit geraden Linien eben zu leisten im Stande
ist, und ich nehme nur davon sein Maass des Hinterhaupts wirb eis aus, weil es fehlerhafte Resultate
für den Zweck herbeiführt, wofür sie bestimmt sind, für die Folgerungen, die aus dem Schädel
auf das Gehirn (auf die Grösse des Hinterhauptshirns) gezogen werden. Die Linien sub 3c. und
2 c. trclfcn nicht den Hinlerhauptswirbel, d. h. den Behälter des Kleingehirnbezirkes (Hinterhaupts-
hinf), ihre Enden sind vielmehr an Stellen des Hinterkopfs gelegen, wo gar kein Hinterhauptshirn
mehr liegt, sondern die hinleren Lappen des grossen, nämlich an den Stellen der Lambdanaht und
den fossis cerebrl ossis oeeipitis. Statt in das kleine Hirn kömmt man dadurch in das grosse hinein.
Eher möchte die Linie sub 2 c. das Längenmaass der hinteren Lappen des grossen Gehirns geben.
Der obere Theil der Hinterhauptsschuppe ist der Interparietalknochen der Thiere und ein eingeschobener
, verkümmerter Wirbel, welcher in den höheren Säugethicren und im Menschen dem grossen
Gehirn dient.
Zweiter Abschnitt.
Flächenmessungen des Schädels.
Ueber das Grössenverhältiiiss der Bögen und Dornfortsätze der drei Schädelwirbel.
Um die Grössenverhältnissc der Bögen und Dornen der Schädelwirbel genau zu messen, genügt
es nicht, ihre Durchmesser zu sludiren, was freilich das Leichteste, aber auch eben so unsicher und
unzulänglich ist, da man es in der Regel nicht mit ebenen, sondern auf das Mannichfalligste gewölbten
Flächen zu thun hat, deren besonderer Wölbung dann wieder die Ausdehnung einer bestimmten
Hirngcgend entspricht. Vielmehr muss, um zu sichereren Resultaten zu gelangen, auch der Flächeninhalt
der einzelnen Schädelknochen möglichst genau bestimmt werden. Dahin gehören vor Allem
die Fläche des Stirnbeins, des Scheitelbeins, des Interparietalknochen, der Hinterhauptsschuppe
, der Schlafbeinschuppe und der äusseren Fläche des grossen Keil-
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