http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/huschke1894/0027
Ä. Alter.
Die Tabelle enthält 23 Messungen aus der ersten Kindesperiode bis zum erwachsenen Alter,
13 Der Flächeninhalt der gesammten Knochen der Schädeldecke steigt von der Geburt an bis zu
50 — 60 Jahren von 31486 □JVJill. und darunter bis zu 67000 DMill., erreicht also mehr als die doppelte
Grösse.
Uebrigens zeigen mir alle meine Messungen, die ich an Männer- und Frauen-Schädeln und an den
Schädeln aller Menschenrassen gemacht habe, dass keineswegs die Oberfläche der Schädeldecken mit
dem 17. —25. Jahre zu wachsen aufhört, vielmehr habe ich durchschnittlich eine fortwährende Ver-
grösserung des Flächeninhalts derselben bis etwa in die Fünfziger Jahre und selbst darüber hinaus
beobachtet, mag dies nun die äussere Knochentafel allein seyn oder nicht. So wird man bei der Ne-
gerraee 50000 DMill. nur an jungen, 17 — 25jährigen Schädeln linden, während der Negerkönig von
Bororo 66847 DMill., der alle Negerschädel von St. Louis 59149 DMill. misst, Die meisten Beweise
dafür wird man aber unter den zahlreicheren einheimischen Schädeln finden.
Uebrigens erkennt man einen jungen Schädel in zweifelhaften Fällen ausser an den gewöhnlichen
Kennzeichen (vollständige Offenheit sämmllicher Nähte, vollständiges und durch Kauen noch nicht abgenutztes
Gebiss, nicht ausgebrochener Weisheitszahn, kurzer, noch knorpeliger Gritfeifortsatz, hier
und da auch an der noch nicht eingetretenen Synostose des Zapfentheils des Hinterhauptbeins mit
dem Keilbeinkörper), auch nebenbei noch an seiner grösseren Leichtigkeit und oft glänzenderen
Glätte, indem auch dieser Theil des Skelets mit den mittleren Jahren rauher und schwerer zu werden
beginnt.
2) Die äussere Fläche des Hinterhauptswirbels wächst von 2800 DMill. bis 6 —7000 DMill. im
Laufe des Lebens, also bis zur 2—3fachen Grösse. Auch steigt er um 1 — 2° im Yerhältniss zu
dem Flächeninhalte der zwei übrigen Schädelwirbel. Doch tritt sein Wachsthum viel weniger bei der
Flächenmessung hervor, als bei der kubischen Messung oder der Wägung des Gehirns, worauf ich
daher verweise.
3) Der Scheitelwirbel misst anfangs etwa 23000 DMill. und wächst zu 41000, ja 47000
DMill. bis zum erwachsenen Alter heran, wird also ungefähr fast noch einmal so gross.
40 Der Stirn wirbel fängt mit 5000 DMill. an und erhebt sich bis zu 17 — 18000 DMill. als
Maximum, kann also um mehr als das Dreifache wachsen.
5) Beide Wirbel stehen im Gegensatz der Ausdehnung zu einander. Wenn im 6monallichen
Kinde der Flächeninhalt des Stirnbeins 19°- beträgt und der des Scheitelwirbels 8I0, so haben wir
beim Erwachsenen für jenes zuweilen selbst 303 , für diesen nur noch 70°.
Das Stirnbein nimmt also ungefähr um 9 — 103 von der Geburt an im Yerhältniss zum Scheilel-
wirbel zu. Dieser bleibt vcrhallnissmässig zurück, wie jenes an Fläche gewinnt.
Am deutlichsten ist dies ausgesprochen im Scheitelbein selbst, insofern dieses nur von 19000 bis
zu höchstens etwa 31000 —33000 DMill. wächst, also nicht das Doppelle seiner ersten Grösse erreicht
. Und so sinkt es am ganzen Schädel von 60 bis 48$ desselben herab, ja selbst auf 42R, verliert
also ungefähr 12—-18$.
6) Das Zwischenscheitelbein misst Anfangs in meiner Tabelle 2200 DMill., im Erwachsenen
bis zu 4900 DMill., erreicht also mindestens das Doppelte.
Wenn also das Stirnbein dreimal, das Zwischenscheilelbein zweimal grösser wird, als bei der
Geburt, so kömmt dagegen auf das Scheitelbein nicht ganz das Doppelte. Die grösste Energie des
Waclislhums hat demnach unter diesen Knochen das Stirnbein, das geringste das Scheitelbein. Jedoch
wird man in der Tabelle ein grosses Schwanken in dem Grössenverhältniss dieses sonderbaren Knochen
bemerken, so dass ich zweifelhaft war, ob es beim Kinde oder beim Erwachsenen günstiger
entwickelt sey.
Die unter dem Stirnbein befindlichen Hirnparlieen werden also mit dem Alter mehr wachsen, als
4. v
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/huschke1894/0027