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zu 74,688-, bei den 14 andern Raccnschädeln 76,65, also 28 höher. Dort war die höchste und kleinste
Zahl 1397 und 1030 C.-C., sowie 20,44 und 15,088 , hier 1224 C.-C. (Karaibe) und 840 C.-C.
CNeger) und 19,45 und 13g.
c) Der Stirn wir bei hat beim Deutschen einen durchschnittlichen Inhalt von 262 C.-C,
bei den anderen Racenschädeln 210 C.-C, dort aber 16,828 im Mittel, hier 15,378. Dort war der
grössle und kleinste Inhalt 316 C.-C. und 217 C.-C. oder 20 und 158, hier 300 und 159 C.-C,
sowie 19 und 132.
Hiermit ist nachgewiesen, dass der Hauptunterschied zwischen der germanischen Ilace und
den übrigen vorzüglich im Stirn- und Scheitelwirbel liegt und der Hinterhauptswirbel weniger
belheiligt ist. Der Slirnwirbel ist 1 — 2-8 inhaltsvoller, besonders stellt sich dies günstige Resultat
hoch, wenn man die 7 Malaien für sich nimmt und die besseren Menschenarten weglässt.
Diese Yölker haben also einen mehr kindlichen und weiblichen Typus in Beziehung auf diejenigen
Schädelwirbel, welche das grosse Gehirn enthalten.
Das günstige Verhällniss der europäischen SUmbildung wird vielleicht noch höher anzunehmen
seyn, wenn man bedenkt, dass die deutschen Schädel, welche ich gemessen habe, von dem anatomischen
Theater stammen, also von Züchtlingen, Selbstmördern und dergleichen Individuen, von denen
man eine sehr rühmliche Proportion der edleren Schädelwirbel kaum erwarten kann; denn man
weiss, wie die Civilisalion auch auf das Gehirn und seine Grössenverhältnisse wirkt Dazu kömmt,
1) Der Coloncl Ham. Smith (The natural history of the human species. Edinb. 1848. p. 194,) sagt: ,,The difference of size
in heads of the educated and ineducated classes among civilized nations is not secret to katters," und weiter (p. 159), nachdem
er Morlon's Messungsresultat mitgetheilt hat, dass die Neger unter den Menschenragen die kleinste Schädelhöhle haben:
,,though there may he some doubt, whether the Negro crania that served for his experiment, were not, in pari at least,
derived from slaves of the Southern States of North-America, who being descended from mixed African tribes and much
more educated, have larges heads than new Negroes from the coast. We have personally wisnessed the issue of mili-
tary chacos (caps) to the 2d West India Regiment at the time when all the rank and file were bought out of slave
ships, and the sergeants alone being in part white, men of colour, negroes from North American or born Creoles, and
it ivas observed, that scarcely any fitted the heads of the privates excepting the two smallest sizes; in many cases
robust men of the Standard height, required padding an inch and a half in thickness to fit their caps, white those
of the non-commissioned officers were adjusted ivithout any additional aid. — Die Kreolen, d. h. die in Brasilien gezeugten
Neger, werden als Sclaven den eingeführten Afrikaner-Negern weit vorgezogen und als Kutscher oder Bedienten
verwendet, weil sie klüger und gewandter sind, als die afrikanischen Neger. (Ausland, 1836. I. S. 462.) Neuere schieben
die Veredlung der Gesichts- und Kopfbildung der heutigen Os man Iis weniger auf die Vermischung mit dem georgischen
Blute ihrer Harems, als auf Klima und Civilisalion. Ebenso bei den ursprünglich tschudischen (mongolischen) Ungarn. Die
Barabras von Nubien, ein Zweig der Noboten, eines Negervolkes, das vor 15 Jahrhunderten durch Diocletian von einer
Oase des westlichen Afrika in das Nilthal versetzt wurde, haben, wie die verwandten Bewohner von Kordofan und Sennaar,
durch die Civilisalion, durch Ackerbau und Handel edlere Formen erhalten, ohne dass bei allen diesen Völkern eine wesentliche
Kreuzung mit Kaukasiern staltgefunden haben soll. Die gewaltsame Einführung des Islam, des Vorläufers des Christen-
thunis, hat überhaupt bei fast allen Völkern Afrikas auf ihre Cultur und dadurch auch auf ihren körperlichen Typus allerdings
mächtig gewirkt, vielleicht auch auf Schädel, Lippen und Zahnstand, was freilich Alles schneller durch Kreuzung herbeigeführt
wird. In den ärmsten Districten von Irland (Sligo, Leitrim, Mayo) sollen dagegen die hohen Gestalten und die edlen
Gesichtszüge der früheren Bewohner in wenigen Jahrhunderten durch Nolh und Elend fast bis auf den prognathischen Negertypus
zurückgeworfen worden seyn. (S. Pritchard, Vol. II. Cap. 9. und J. W. de Mueller, Des causes de la colo-
ration de la peau et des differences dans les formes du crane au point de vue de Vunite du genre humain. Stuttg.
1853. p. 64 sq. Action de Vintelligence sur la forme de la töte.) Sieht man die verschiedenen 31enscbenracen als eine
Reihe von Stufen an, die niederen, wie die Neger, Malaien, Amerikaner, Mongolen, gewissermaassen als Hemmungsbildung
, deren Gehirn namentlich auf früheren Stufen stehen geblieben sey und dessen Stufen auch von dem Kaukasier, um zur
vollendeten Gestalt zu gelangen, durchlaufen werden müssen, so lässt sich obige Erscheinung wohl erklären. Wenn hingegen
die verschiedenen Racen nicht sowohl als Eutwickelungsperioden als vielmehr als Produkte eines anthropologischen DifTerenzii-
rungsprocesses oder als Gegensätze angesehen werden, würde man nicht denken können, dass ein Neger anders in einen
Europäer übergehen könnte, als durch Kreuzung; denn auch dem Klima widersteht selbst Jahrtausende hindurch hartnäckig der
Racenlypus, wie die mongolische Race beweist, die, von den tibetanischen Gebirgen stammend, in den verschiedensten Klimateo
von China durch alle nördlichen Striche von Asien und Europa bis nach Lappland und weiter ihren eigenthümlichen Schädel-
und Gesichlsbau auf ihren nordwestlichen Wanderungen ohne wesentliche Veränderung mit fortgetragen hat. Die Kreuzung
wird bei allen solchen \ erwandlungen die Hauptursache seyn, Klima und Civilisation wirken weit langsamer und bringen zwar
edlere Formen hervor, ohne aber den Racenlypus zu vernichten.
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