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Nachtheil bei den Raubvögeln (Eule 10$, Rabe sogar 8—9$), bei den Spechten und Singvögeln
dagegen wie beim Menschen (1U Amsel, Grünspecht). Ich gebe nur die Thatsachen, ohne eine
Erklärung versuchen zu wollen.
Zweiter Abschnitt.
Von dem kleinen Gehirn insbesondere.
Erstes Kapitel.
Verhältniss des Wurms und der Halbkugeln des kleinen Gehirns.
Es ist vergleichend-anatomisch nachgewiesen, dass der Wurm und die Halbkugeln des kleinen
Gehirns im umgekehrten Verhältniss der Entwickelimg in der Thierreihe stehen. Mit der Bildung
des Wurms fängt das Cerebellum in der Klasse der Fische an, auf seine Kosten wachsen in der
Klasse der Vögel und Säugethiere die Hemisphären aus ihm hervor. Bei meinen Untersuchungen
drängle sich mir daher auch die Frage auf, wie beide sich nach Alter, Geschlecht und Race verhalten
möchten, und ich dehnte meine Wägungen auch auf diese Abschnitte aus. Meine Ergebnisse sind
nun folgende:
1) Was das Alter betrifft, so hat den schwersten Wurm der zu früh geborene Knabe (20% des
Cerebellum), dann folgen zwar geringere Grössen, es begegnen uns aber doch weit häufiger viel
bedeutendere, als im Erwachsenen, nämlich 12 —13&, und zwar sowohl bei Knaben, als bei Mädchen.
Im Erwachsenen kommen viel häufiger 7% vor, wenn auch keineswegs höhere Zahlen gänzlich mangeln.
Das kleine Kind hat also verhältnissmässig mehr Wurm, als der erwachsene
Körper. Ein Resultat, das ganz gut mit obigem zootomischen Gesetz harmonirt.
2) Was das Geschlecht anlangt, so gebe ich in Folgendem die Durchschnittszahlen für beide
Geschlechter, nach dem Alter geordnet.
M ä n n e r.
Alter nach Jahren.
Fälle.
17—29
5
30—39
6
40—49
4
50—59
12
60—69
5
70—79
4.
80—89.
Gewichtsverhlln. d. Wurms
zu den Hemisphären.
7,9 ; 92,1
9,24: 90,7G
9,89 : 90,11
Weiber.
11,36 : 88,64
9,19 : 90,81
8,46 : 91,54
Fälle.
4
1
4 1
5
5
2.
Gewichtsverhlln. d. Wurms
zu den Hemisphären.
12,56 :87,44
12,97 : 87,03
12,14 : 87,86
9,65 : 90,35
9,11 : 90,89
9,30 : 90,70
8,7: 91,3.
Diese durchschnittliche Zusammenstellung lässt nicht verkennen,
dass die Hemisphären des kleinen Gehirns besser bedacht sind im männlichen
Geschlecht, als im weiblichen, und dass dort der W'urm von den zwanziger
und dreissiger Jahren bis zu den fünfziger zunimmt, dann aber wieder
abnimmt, im weiblichen Körper hingegen von 20 — 50 Jahren vorherrsche
, hierauf aber schnell auf 9%, ja in den achtziger Jahren auf 8£ herabsinke
.
Durchschnittlich würde der Unterschied ungefähr 0.565 o betragen. Kind und Weib stimmen dem-
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