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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/huschke1894/0093
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Noch entschiedener zeigen aber die aus den Reid'sehen Angaben abgeleiteten Zahlen, dass im Weibe
das Mesocephalum von 15—17$ steigt, im Manne aber von 13,4 — 16,3$ und umgekehrt in demselben
Verhältniss das Cerebellum dort von 85—83$ und hier von 86,6—83,72 bis zu Ende des Lebens fällt.

In meinem vom Kindesalter entworfenen Tabellen ist dies gleichfalls ersichtlich. Es ist aber die
Frage, ob nicht die Zeit von der Geburt und kurz nach derselben auszunehmen sey. Wenigstens
fand ich bei einem unreifen Knaben das ungeheure Verhältniss des Mesocephalum von 22,2: 77,811,
was um so weniger auf einem Fehler, auf einem zu tief abgeschnittenen verlängerten Marke beruhen
kann, als dasselbe ausserdem auch vom Riegel an gewogen wurde, wo natürlich ein solches Versehen
gar nicht vorkommen kann, da die Grenze hier von der Natur scharf einmal wie das andere Mal
gezogen ist. Auch da erhielt ich 17,7$, was alle übrigen Alter weit übertrifft. Aber auch bei neugeborenen
Knaben und Mädchen wird man 15,9 und 19a finden. Bis in diese erste Zeit des Lebens
geht also jene erste Bildungsperiode des Hinterhauptshirns, wo das verlängerte Mark das Cerebellum
um so mehr überwiegt, als die Frucht jünger ist. Auf diese Zeit eines thierischen Typus folgt
bald nach der Geburt die eines höheren menschlichen, wobei das kleine Gehirn relativ stärker
zu wachsen anfängt, so dass bei allen Kindern bis zum 14. Jahre fast nur 10—128 Mesocephalum
angetroffen werden, selten 13!?, nicht mehr, und nie jene hohen Zahlen. Erst mit der Pubertätszeit
tritt wieder eine Umkehrung dieses Typus in der Art ein, dass von hier an bis in das höhere
Aller — vielleicht mit Ausnahme der allerhöchsten Altersstufe — verlängertes Mark und Brücke mehr
wachsen, als das Cerebellum.

Das Verhältniss des Markknopfs zur Brücke ist vor der Geburt und in der ersten Zeit des Lebens
sehr deutlich, desto undeutlicher aber später. Dort hat beim frühgeborenen Kinde oder selbst
bei Kindern von 1 — 4 Wochen das verlängerte Mark entweder noch ein gleiches Gewicht wie die
Brücke oder selbst ein noch grösseres, während sich dies im Erwachsenen gerade umkehrt, so dass
sich dann die Brücke zum Markknopfe mindestens verhält wie 68 : 30 — 32$, wie im nächsten Kapitel
gezeigt werden wird.

2) Den Unterschied, welchen die Verschiedenheit der Geschlechter den zwei Elementen
dos Ilinlerhauplshirns aufdrücken, erkennt man am klarsten aus den Tabellen von Reid.

Wenn auch darin die Proportion zwischen Cerebellum und Mesocephalum bei dem Manne weit
mehr schwankt, als beim W7eibe, so geht doch daraus so viel hervor, dass beim männlichen Geschlecht
in allen Altern das kleine Gehirn vor dem Mesocephalum im Vergleich mit den weiblichen Hirnen
vorherrscht, indem das Cerebellum des Weibes mit 84,78, das des Mannes mit 86,6$ anfängt und dort
mit 62,9$, hier mit 83,7g schliesst.

Das weibliche Ilinterhauptshirn ist also nicht nur im Verhältniss zum grossen
Gehirn leichter als das männliche, sondern das Weib hat auch ein relativ zum
ganzen Hinterhauptshirn leichteres Cerebellum und dagegen ein im Verhältniss zu
seinem Cerebellum schwereres Mesocephalum.

Das Weib bleibt auf der Stufe der Kindheit (84,7$) stehen bis zu den dreissiger Jahren (84,7$).
Der Mann hat zwar in den jugendlichen Jahren (11—30 Jahren) dasselbe Verhältniss des Cerebellum
zum Mesocephalum, als das Weib (84,7$), aber er hatte in der Kindheit (1 — 10 Jahre) eine
höhere Proportion (86,6$), sein Mesocephalum steigt also in dieser Zeit schnell von 13,4$ bis auf
15,3c, wächst also mehr als sein Cerebellum.

Bei beiden Geschlechtern wachsen aber diese Theile bis zu dem erwachsenen Alter etwa zur
doppellen Grösse heran.

Detaillirte Messungen der Brücke und des Cerebellum sind bei Menschen und Thieren von den
Gebrüdern Wenzel, Tiedemann, Schröder van der Kolk, Treviranus, Valentin u. A.
veröffentlicht worden. Ich stelle beifolgend eine kleine Pveihe derselben zusammen und füge eine pro-
centische Berechnung verschiedener Verhältnisse bei.

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