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schlecht günstiger. In den fünf weiblichen Körpern von 11 — 107 Jahren der Gebrüder Wenzel
wechselte die Länge der Brücke von 40,0 —45,4&, in ihren 6 männlichen aber von 40,7 — 46,6?,
was neben einer grossen Breite des Wechsels doch auch zeigt, dass die Länge der weiblichen Brücke
niedriger anfängt, als die männliche, und nicht so hoch steigt, wie sie. Jedenfalls schwankt sie aber sehr
in geschlechtlicher Hinsicht und man trifft wohl nicht selten auf entgegengesetzte Zahlen, als sie dem
Geschlechte zu entsprechen scheinen. Bei den Fötus und Neugeborenen der Wenzel sinkt sogar die
Länge vom 4. Monate der Schwangerschaft bis zur Geburt von 50,0 bis 41,91. Bei allen geschlechtlichen
Eigentümlichkeiten kommen überall nicht selten Ausnahmen vor, so auch hier. Dahin gehören
ein Fall von Tiedemann Q^ones simiarum p. S7J und mehrere von mir beobachtete Fälle, z.B.
bei einem langen, männlich gebauten Weibe 54,46? Breite, in einem 28jährigen Knechte 37:26 Mm.
= 58,73: 41,278 und in einem 77jährigen Manne 39:29 Mm. = 57,3 Breite zu 42,7& Länge. Die
Wenzel messen übrigens die Breite der Brücke vom vorderen (Inneren) Rande des fünften Hirnnerven
, Tiedemann vom hinteren, äusseren. Auch sollte bei dergleichen Messungen nicht der
gerade Durchmesser, sondern mit meinem rotirenden Zirkel die Wölbung der Brücke, die nicht überall
gleich ist, mitgemessen werden. Jedenfalls sind die Messungen noch reichlicher zu wiederholen, um
das Resultat sicher nennen zu können.
43 Die Maasse des einzelnen Negerhirns können natürlich nur für spätere Forschungen milge-
theilt werden, ohne einen anthropologischen Schluss darauf zu gründen. Würden mehrere Beobachtungen
dasselbe Resultat geben, so stände die Neger brücke dem wreib liehen Europäer näher als
dem männlichen.
Sieht man ferner die letzten Zusammenstellungen der Hirngewichte von Reid und von mir an,
so sollte man meinen, dass in England bei beiden Geschlechtern dasMesocephalum, in Deutschland
das Cerebellum etwas günstiger bedacht sey. Jenes steigt dort durchschnittlich bis 16—173,
hier nur bis zu 14", dieses dort nur bis zu 82" durchschnittlich, hier dagegen bis 86°. Auf eine verschiedene
Höhe des üblichen Durchschnitts der Medutta oblongata bei der Herausnahme des Gehirns
von Reid und von mir vermag ich diese Erscheinung um so weniger zu schieben, als dieser Schnitt
überall ungefähr an gleicher Stelle gemacht zu werden pflegt und ich ihn eher etwas zu tief als zu
hoch ausgeführt habe, überdies auch das ganze Hinterhauptshirn bei den Engländern etwas leichter
zu seyn scheint, als bei den Deutschen. Natürlich kann ich auf diese Verhältnisse vor der Hand
keinen besonderen Nachdruck legen, aber eine Erwähnung verdienten sie doch wohl in einer Lehre,
wofür, wie für die ganze anthropologische Anatomie, noch so äusserst wenig gethan ist und auch
eine Aehrenlese also nicht verschmäht werden darf.
Drittes Kapitel.
Verhältniss der Brücke zu dem Markknopfe und des Rückenmarkes.
Die zootomischen Untersuchungen haben gelehrt, wie die Brücke mehrerer Thierklassen nach
dem bei den Fischen ausserordentlich grossen verlängerten Mark entsteht und anfangs sehr schwach
entwickelt ist im Verhältniss zu ihm. Ich war daher begierig, wie das Gewichtsverhältniss beider
sich verhalte nach Alter und Geschlecht. Um sicher zu gehen, habe ich daher bei 10 Weibern, 15
Männern, 7 weiblichen und 5 männlichen Kindern den Markknopf am Obex quer durchschnitten und
dieses obere grösste Stück desselben mit der Brücke verglichen. Wenn auch unter Schwankungen,
tritt doch hierbei entschieden das Resultat hervor, dass
beim Kinde die Brücke noch ein schlechteres Gewichtsverhältniss besitzt,
als beim Erwachsenen,
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