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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/huschke1894/0101
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in eine umgekehrt senkrechte Stellung herum, so dass sie strahlenförmig gegen die hohle Seile der
Schlinge gestellt sind und slelll damit die noch wenig entwickelte Mandel OTonsittaJ dar.

Die Läppchen derselben setzen sich nun in die obere kürzere und schwächere Hälfte der
dritten Schlangen windung fort und werden so zu den Flocken CFlocculi), Die Flocke ist
demnach nichts als die sechste Curvatur oder dritte vordere Krümmung. Sie wendet deshalb
ihre Wölbung nach vorn und aussen und ihre hohle Seite in umgekehrter Richtung. Der markige
Flockensliel C^dunculus ßocculQ liegt in der Höhlung dieser Curvatur und stellt daher selbst eine
Kinne dar. Ihre zarten Läppchen laufen deshalb eben so strahlenförmig nach allen Richtungen aus
einander, wie dies an jeder der übrigen Krümmungen der hinteren Hemisphärenhälfte der Fall war,
imd so hört hiermit dieser Zickzack an der Seite des Kleinhirnschenkels allmählig verdünnt auf.

Diesen Bau empfehle ich zuerst bei den Carnivoren ([Fuchs, Katze, Ulis) zu sludiren und dann
erst bei den Wiederkäuern und Solipcden und endlich bei den Alfen und Menschen zu untersuchen.

Auf diesen drei Hauplwindungszügen oder sechs Hälften derselben beruht es,
dass es nur sechs Lappen an jeder Halbkugel, auch am menschlichen Cerebellum
gibt. Ihre Zahl wird bestimmt durch den dreimaligen Zickzack dieser Windungen.

Kein Thier hat daher mehr als sechs Lappen, wohl aber gibt es deren weit weniger. Selbst der
Mensch, welcher das vollkommenste Cerebellum besitzt, erhebt sich nicht über diese Zahl. Es muss
also eine physiologische Notwendigkeit, ein notwendiger psychologischer Mechanismus die weitere
Vermehrung derselben, einen vier- oder fünffachen Zickzack, verbieten.

Wie sich aber dieser einfache Thierbau in den menschlichen Typus verwandelt, soll sogleich
gezeigt werden. So viel ich sehe, ist auch der Entwickelungstypus unseres Cerebellum derselben
Art.

Vorher mag daraufhingewiesen werden, dass dieses Bildungsprincip auf mehrere Eigen thümlich-
keiten des menschlichen Gehirns das erwünschte Licht wirft;

1) erhält sogleich die ganze Gestalt und Zusammensetzung der Flocke Klarheit und Notwendigkeit
dadurch, dass wir sie nun als die äussere oder vordere Endschlinge des dreifachen
Zickzacks ansehen.

2) Ebenso erklärt sich der ganze Bau der menschlichen Mandel aus ihrer Bedeutung als dritte
innere End schlinge. Hebt man die menschliche Mandel in die Höhe und betrachtet ihre untere
hohle Fläche, womit sie auf dem verlängerten Mark aufliegt, so gewahrt man leicht die Spalte auch
ihrer schlingcnförmigen Conslruction ([untere Mittelfurche der Mandel, sulcus medius tonsülae
inferior Talent.). Um sie legen sich, wie es die Gestalt einer Schlinge fordert, die Läppchen der
Mandel in verschiedener Richtung strahlenförmig herum, bis sie die umgekehrte senkrechte Stellung
wieder erlangt haben.

3) Ebenso befindet sich gerade über der Tonsille, an der Stelle der zweiten inneren oder
hinteren Krümmung, wo der hintere unlere Lappen übergeht in den zarten Lappen, ein, der
Tonsille ähnlicher, jedoch kleinerer, abgesetzter Körper, den ich die kleine Mandel CTonsilla minor
) nennen will und dessen anatomisches, strahlenförmiges Verhalten ebenfalls nur der Ausdruck
einer Schlinge ist.

t) Blickt man in die tiefen Furchen zwischen den einzelnen Lappen hinein, z. B. zwischen oberen
hinteren und unteren hinteren Lappen, so treten in der Tiefe eine Reihe Läppchen schief abwärts
herüber von dem ersten zum zweiten Lappen, offenbar die Ueberbleibsel ihres in der früheren Zeit
scharf ausgesprochenen schlingenförmigen Ueberganges in einander.

5) Die Gestalt der Doppelpyramide am unteren Wurm (Pyramide und Zapfen), deren
Grundllächen sich berühren und deren Spitzen sich die eine aufwärts, die andere abwärts kehren,
hängt endlich ebenfalls damit zusammen. Die zweite und dritte innere Curvatur CTonsUla minor
et major) liegen nämlich gerade längs den sich verschmälernden Seitenteilen der Doppelpyramide
und drücken den Wurm hier keilförmig zusammen, während die Basis dieser Doppelpyramide in dem

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