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des Schnittes zu setzen seyn, der einen Theil des Scheitellappens mit in Anspruch nimmt zu Gunsten
des Hinterhirns. Vielmehr traue ich hierin den Flächenmessungen des Schädels mehr, weil sie natürlichere
und schärfere Grenzen haben. Hiernach muss das Mittelhirn beim weiblichen Geschlecht
sammt dem Zwischenscheilelhirn mehr entwickelt seyn und dagegen das Stirnhirn um etwa 1,5 — 28
beim Manne vorwiegen.

Das Scheitelhirn betrug in dem Mittel von 13 Fällen 60,7° im erwachsenen Manne, das Mittel
von 7 weiblichen Hirnen aber 59,71

Dies Uebergewicht von \% im männlichen Gehirn muss beurtheilt werden nach obiger Bemerkung.

Soviel geht aber entschieden aus meinen allerdings noch nicht so zahlreichen Beobachtungen
hervor, dass der hintere Hirnlappen im weiteren und gewöhnlichen Sinne (^Scheitelhirn und Zwischenscheilelhirn
), im Weibe gegen das Stirnhirn um 1—2° überwiegt und die Hemisphären des weiblichen
Gehirns also rückwärts, die des Mannes vorwärts mehr entwickelt sind. Ob aber alle Theile des
Scheitelhirns oder nur die hinteren Theile desselben beim Weibe, beim Manne hingegen die vorderen
ausgebildeter sind, muss durch eine genauere Vergleichung der Windungen erörtert werden. Manches,
was in der Enlwickelungsgeschichte der Windungen zur Sprache kommen wird, möchte wohl dafür
sprechen.

3. Nationalität und lia^e.

Da ich keine Wägungen von seltenen Racjehirnen habe anstellen können, muss ich auf die zahlreichen
Flächenmessungen und kubischen Messungen, die ich von verschiedenen Race- und Nationalschä-
dcln gemacht habe, verweisen, um so mehr, als aus dem Bisherigen hervorgeht, dass die Resultate der
Hirnwägungen mit jenen Beobachtungen am Schädel gerade am grossen Gehirn im Einklänge stehen.
Was also vorn von den einzelnen Schädelknochen gesagt worden ist, mag man zugleich auf die Grös-
senverhältnisse der unter ihnen gelegenen respectiven Theile der Hemisphären deuten. Ein umfangreiches
Stirnbein wird auf ein grosses Stirnhirn, ein grosses Scheitelbein auf einen umfangreichen
Scheilellappen, ein sehr hervorragendes gewölbtes Zwischenscheitelbein auf eine grössere Entwickelung
der hinteren Windungszüge, eine grosse Schlafbeinschuppe auf einen grossen Schläfenlappen u. s. w.
schliessen lassen. Man wird unter den verschiedenen Völkern die mannichfachsten Spielarten antreffen.
Menschenalter aber werden vergehen, ehe man hinreichende directe Wägungen von vielen Racehirnen
vor sich haben wird, um Gesetze daraus abzuleiten über das Gewichtsverhältniss der grossen Abschnitte
. Bis dahin werden forlgesetzte Messungen des Schädels ein richtiges Resultat für die grösseren
Hirnparlicen geben, ja, bei detaitlirter Flächenmessung, d.h. von einzelnen Stellen der Schädel-
knochen, wird man selbst über einzelne Windungszüge zu urlheilen im Stande seyn. Ich füge daher
sogleich einige Bemerkungen über die Dimensionen des grossen Gehirns bei.

4. Säugethiere und Vögel.

Da die Hemisphären von den Fischen an bis zum Menschen herauf von vorn nach hinten wachsen
und also immer weiter rückwärts sich ausbreiten, zuerst noch nicht die Sehhügel (Amphibien),
später (Vögel) noch nicht die Vierhügel, endlich (Säugelhiere) noch nicht das kleine Gehirn bedecken,
dessen hinteren Rand sie endlich beim Menschen sogar überragen, so kann man in Beziehung auf
meinen Gegenstand schon ohne Untersuchung den Schluss ziehen, dass in den Säugethieren das Stirnhirn
bedeutend besser gestellt seyn wird, als das Scheitelhirn.

Mag man nun meine Flächenmessungen oder besonders meine Wägungen der Hirne der Säuge-
thicre ansehen, so wird dies in der That sogleich in die Augen fallen. Das Stirnhirn reicht hier und
da selbst bis 50—60£ der Hemisphären in die Höhe. Andere haben 30—40$ und wenige das menschliche
Verhällniss oder darunter. Sie ordnen sich in meiner Tabelle etwa folgendermaassen:

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