http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/jolles1906/0009
I. Die aesthetischen Kategorien
bei Vitruv.
Einleitung.
Dem eigentlich aesthetischen Kapitel geht ein anderes
über die Bildung des Architekten voraus, von dem wir
eine kurze Uebersicht geben müssen, weil es einige
Ausdrücke enthält, deren Verständnis für die richte Auflassung
der Kategorien unentbehrlich ist.
Die Bildung des Baumeisters, „welche mit mehreren
Disziplinen und verschiedenen Kenntnissen verbunden
ist", entspringt nach Vitruv zunächst aus fabrica und
ratiocinatio. Beide werden gleich näher definiert (S. 2 20ff).
Fabrica est continuata ac trita usus medilatio, qua
manibus perficitur e materia cuiuscümque generis opus
est ud propositum deformationis.
Ratiocinatio autem est qude res fabricatas sollertia.
ralione proportionis demonstrare atque explicare potest.
Schon die Tatsache, dass fabrica eine meditatio
genannt wird, beweist, dass wir hier nicht eigentlich einen
Gegensatz zwischen Theorie und Praxis vor uns haben.
Puchstein nennt sie (l'auly-VVissowa I Sp. 544) „eine
sozusagen mehr theoretische als praktische Fertigkeit".
Am besten scheint es uns, fabrica mit Kenntnis der
Technik des Handwerks zu übersetzen. Hierzu passt
1
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/jolles1906/0009