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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/jolles1906/0030
22 —

Als man — fährt Vitruv fort in diesem Tempel
Säulen anbringen wollte und für diese keine „Symmetriae"
besaß, aber danach suchte, wie man erreichen könnte,
dass sie sowohl zum Lasttragen geeignet wären, als auch
eine tadellose Schönheit im Aussehen hätten, maß man
den Abdruck eines männlichen Fußes und legte diesen
auf,* die Höhe (des Mannes) an. Da man gefunden
hatte, dass der Fuß ein Sechstel der menschlichen
Höhe beträgt, haben sie dieses auf die Säule übertragen
und die Dicke, wie man das untere Ende des
Säulenschaftes gemacht hatte, sechsmal für die Höhe
- einschließlich des Kapitells —■ genommen. So repräsentiert
die dorische Säule das Verhältnis, die Kraft
und die Schönheit des männlichen Körpers bei einem
Gebäude.

Bei der ionischen Säule, die zuerst bei einem Artemistempel
verwendet wurde, und welche die weibliche
Grazie darstellen sollte, wurde das Verhältnis eines
Frauenfußes zu der weiblichen Höhe genommen und
gefunden, dass dieses ein Verhältnis = 1:8 sei usw.

Diese Legende belehrt uns in Verbindung mit dem
was wir anderswo (vgl. S. 14) von der Berechnung des
moclulus bei dorischen Säulen gesehen haben, über die Bedeutung
der Symmetrie. Sie entsteht aus dem Bedürfnis,
die Teile und das ganze Bauwerk zu gleicher Zeit schön
und zweckmäßig zu machen; sie wird erreicht durch
eine genaue Berechnung aller Verhältnisse; sie bezieht
sich auf die ordinatio, insoweit sie Folge des genauen
Ausmessens ist, auf die dispositio, insoweit sie erst in
der Zusammensetzung zur Wirkung gelangt; sie unterscheidet
sich endlich von proporlio dadurch, dass sie
kein allgemeines Maßverhältnis ist, sondern das Maßverhältnis
, das den Stil bestimmt.


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