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Wir könnten also, wie ich meine, bei Vitruv I 2 1
(S. 11 12) nach decore wirklich: qui graece xöa^o«; dicituv
hinzufügen:
Schon aus Aeußerungen lateinischer Schriftsteller,
nur wenig älter als Vitruv, geht hervor, dass die beim
Architekten getrennten Begriffe der ordinalio und distri-
butio gewissermaßen zusammengehören und dass sich
ihnen die distributio anschließt. So schreibt Cicero,
De inventione. 1 7: dispositio est verum itivenlarürh
in ordinem distributio. Bei dem auctor ad Herennium
finden wir Cap. II dispositio est ordo et distributio
verum quae demonstrat quid quibus in locis sit collo-
candum. Die Begriffe werden hier weniger kategorisch
genommen wie bei Vitruv, da in beiden Fällen gesagt
wird, dass die dispositio eine distributio sei. Hiervon
abgesehen aber stimmt sowohl verum in ovdinem dis-
tvibutio, als quid quibus in locis sit collocandum ungefähr
mit verum apta conlocatio (S. 11 20) überein.
Schärfer getrennt und zu gleicher Zeit in Verbindung
mit der Schönheit behandelt, finden wir die Begriffe
bei Columella De re rustica XII 2 4: Quis enim dubi-
tet nihil esse pul ehr ins in omni ratione vitae, dispo-
sitione alque ordine. Der Verfasser erklärt nun selbst
in diesem Abschnitt, Xenophons Oeconomicus gefolgt zu
sein. Schlagen wir die griechische Quelle nach, so
lautet der Satz dort: soxt 8' odSsv ootco? oüV eu^rprov
otke y.aXov avi>pw-oic td^c. Anstatt, wie nach der
vitruvianischen Ausdrucksweise zu erwarten wäre: Std-
8-sats xai xä^c, finden wir hier also täiiq als eine Zusammenfassung
von dispositio alque ordo. Wir können
dies, wie sich noch weiter ergeben wird, verallgemeinern:
der griechische Begriff td&c bedeutet meistens eine Zusammenfassung
der ersten beiden Kategorien Vitruvs.
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