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Ueberschauen wir noch einmal das System, das sich
aus der Rede des Ischomachos herleiten lässt. Es ist
gut und nützlich, wenn Sachen geordnet werden (to&s);
diese Anordnung kann geschehen nach dem „Wo?" (ftoö),
nach der Quantität (?ioaöv) und nach der Qualität (ttolöv).
Wenn nach diesen Prinzipien Sachen angeordnet sind, ist
es aber nicht nur nützlich, sondern auch schön (xaXö?),
und zwar erscheinen erstens die geordneten Sachen schön
in ihrer Zusammensetzung, und ergibt sich zweitens ein
schönes Verhältnis zwischen den angeordneten Sachen
und dem Raum (oder der Umgebung), in der sie sich befinden
(xocca xöau.ov).
Hier haben wir also in einem ganz andern Zusammenhang
genau dieselben Einzelbegriffe, aus denen
Vitruv seinen Gesamtbegriff architeclura aufbaut, was
um so wichtiger ist, da Vitruv, der gerne seine Bildung
zeigt und möglichst viele Autoritäten zitiert, nirgends
Xenophon nennt und ihn also wahrscheinlich nicht gekannt
hat.
Es fehlen uns in dieser Reihe von den sechs vitru-
vianischen Kategorien nur noch distributio und symme-
iria. Die ganze Abhandlung aber, in der sich die zitierten
Worte des Ischomachos befinden, besteht aus einem Gespräch
zwischen Sokrates und Kritobulos über die oixo-
vojua, was, wie wir wissen, bei Vitruv der griechische
Ausdruck für distributio war. Was also bei Vitruv zuletzt
kam, weil es weniger zur Kunst des Bauens gehörte
als zur Praxis, bildet bei Xenophon den Ausgangspunkt.
Die Anordnungsmaßregeln des Ischomachos werden überhaupt
nur erwähnt, weil sie die Wirtschaft erleichtern.
Ist also vom künstlerischen Standpunkt die distributio
der letzte der zur Architektur gehörigen Grundbegriffe,
so sind vom Standpunkt der Haushaltungskunde alle
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