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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/jolles1906/0084
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kunst zur Heilkunde, die Putzkunst zur Gymnastik, die
Sophistik zur Gesetzgebung, so verhält sich die Rhetorik
zur Gerechtigkeit, erstere bezwecken nur die Lust ohne
auf die Besserung zu achten, letztere in erster Stelle die
Besserung (Gorgias 462. 665).

Man könnte nach dem Vorhergehenden unter den
Gegensätzen auch noch das Verhältnis der äußerlich
Nachahmenden und der auf v&£iq beruhenden Kunst
hinzufügen.

Nun entspinnt sich das berühmte Gespräch mit
Polos, wobei dieser zugeben muss, Unrecht leiden sei
besser als Unrecht tun. Hier greift Kallikles in die
Unterhaltung mit der Behauptung ein: Begierden haben
und diese befriedigen zu können, führe zu Lust und
Glückseligkeit (Gorgias 494). Mit vieler Mühe überredet
ihn Sokrates, sich wenigstens auf den Standpunkt des
philosophischen Hedonismus zu stellen und zuzugeben,
dass es schlechte und gute Lust gibt (Gorgias 449 B)
und dass es am angenehmsten sei, das Gute zu tun.
Nachdem in dieser Weise die Begriffe „Gut" und „Angenehm
" getrennt worden sind, kehrt Sokrates zum Ausgangspunkt
des Gespräches zurück und zeigt, dass es
Beschäftigungen gibt, die darauf ausgehen, die Seele
oder den Körper besser zu machen und andere, welche
für beide nur Lust bezwecken. Zu den letzteren gehören
das Flötenspiel, die Aufführung von Chören und
Dithyramben, die Tragödie — letztere wie wir, an die
Gesetze erinnernd, wohl hinzufügen müssen, in der Form,
wie sie zu Sokrates' Zeit aufgeführt wurden ■ und endlich
auch die Rhetorik, auch wieder in ihrer damaligen
Form. Selbst Themistokles, Kimon, Miltiades und
Perikles haben mit ihrer Redekunst das Volk der
Athener weder gebessert noch eigentlich bessern wollen


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