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eine Aufgabe für die göttliche Kraft ist. Das „Schöne",
fährt er fort, entstehe aus einer bestimmten Zahl und
einer bestimmten Größe.
Jedenfalls sehen wir, dass man auch hier, ausgehend
vom Begriffe der Anordnung nach Quantität und Qualität,
zu einem Schönheitsbegriff gelangt, der wieder an bestimmte
Grenzen gebunden ist. Ueber diese Grenzen
sagt Aristoteles weiter: denn es gibt auch bei Staaten
ebenso wie bei allem andern, bei lebenden Wesen, Pflanzen
und Werkzeugen ein gewisses Maß der Größe (|xe7e\>0d<;
pitpov); keins von diesen wird, wenn es zu klein oder
übermäßig groß ist, zur Wirkung (Süvajxic) gelangen,
sondern es wird in dem einen Fall gänzlich seine Natur
einbüßen, in dem andern Fall unbrauchbar sein. Ein
Schiff von einer Spanne ist überhaupt kein Schiff und
ebensowenig eins von zwei Stadien, denn wenn es zu
einem gewissen Größenmaß kommt, wird es entweder
durch die Kleinheit oder durch das Uebermaß unbrauchbar
zur Schiffahrt. So ist es auch mit dem Staat usw.
Auch an andern Stellen finden wir ähnliche Begrenzungen
. So wird Nikom. Ethik IX 11, (1170 b 29) gesagt
, dass es sich mit der Zahl der guten Freunde verhalten
muss wie mit der Einwohnerzahl einer Stadt:
denn aus zehn Menschen kann man ebensowenig eine
Stadt bilden, wie zehn Myriaden Menschen noch eine
Stadt genannt werden können xöSe ttogqv oux ecrav iacüc sv
ti aXXa 7üäv ib \xem£b uvgöv (bptojisvtov. Auch die Zahl der
Freunde ist begrenzt, und die Größe der Zahl hängt
davon ab, mit wie vielen man intim zusammenleben kann.
Wiederum ist die Quantität von der Qualität abhängig
und die Schönheit (xaXw? £rjv) an bestimmte Grenzen gebunden
. Dass tö ö)pio|isvov sich also auf den Umfang des
Ganzen bezieht — ein Begriff, den wir übrigens bei
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