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Vitruv nicht erwähnt fanden —, ist aus dem Vorhergehenden
mit Sicherheit zu sagen. Weniger sicher, aber
doch sehr wahrscheinlich ist es, dass auch bei Aristoteles
die od(x(jL£Tpta im Gegensatz zu der Begrenzung des Ganzen
das Verhältnis der nach Quantität und Qualität geordneten
Teile zueinander und zu dem Ganzen ausdrückte.
Noch ein anderer vitruvianischer Begriff: die dis-
positio, oiäd-eiiq finden wir bei Aristoteles genauer definiert
. Metaphysik IV 9 (1022 b lff.) finden wir Atdc-
■8-sot<; Xs^siat toö eyovzoq [xsp7] -q xaxa tötcov, t) %arä
SövajjLtv, t) xax' £i§oc, ^saiv yap del uva slvac wajcsp xai Toovofxa
St]Xol t) öia&eai<g. Dispositio ist also auch hier eine Erscheinungsform
der zäiiq.
Ueber decor, xöo[j.oc wurde schon S. 42 gesprochen.
Die Techniker.
Wir haben gesehen, wie der xenophontische Sokrates
in den Memorabilien (III 10) eine Unterscheidung
machte zwischen zb eopo^^ov xoc-iK saoTÖ und zb EÖpü&fjiov
Ttpbq zbv xpw[i£vov. Bei Plato (Soph. 236) wurde gegen Maler
und Bildhauer polemisiert, welche Werke von großem
Umfang auszuführen haben; diese seien gezwungen, andere
als die wahren Verhältnisse des Schönen wiederzugeben
, da sonst das obere kleiner als richtig, das untere
größer erscheinen würde. Das Wort £opo#|io<; gebraucht
Plato in diesem Zusammenhang zwar nicht, aber er
spricht von zaq co^ezplaq öo£ooaa? elvac xaXa?, im Gegensatz
zu xaq ooaag aoji[xsTpiac.
Diese von den Philosophen gering geschätzten oder
bestrittenen Abweichungen der wirklichen Verhältnisse,
die einen commodus in compositionibus aspectus bezwecken
, sind von den Technikern, soweit wir sie kennen,
immer als eine Bedingung des Schönen aufgefasst wor-
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