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den. Dass dieses schon zu Piatos Zeit der Fall war,
geht aus dem Sophisten und andern oben zitierten polemischen
Stellen hervor. Nicht nur Vitruv, sondern auch
andere Autoren über Kunst halten die lemperaturae in
der Architektur und anderswo für unentbehrlich, ohne
sich darum zu kümmern, ob sie „als Schlechtes sich mit
Schlechtem verbindend" nur Verwirrung in die Seele des
Zuschauers bringen können (vgl. Staat 602, 603)._

Damianos sagt in seinem „Traktat über die Optik"1
(Schöne S. 28): Denn da die Dinge nicht wie sie wirklich
sind auch erscheinen, so sieht man zu, wie man
nicht die zu Grunde liegenden pD&jAoi darstellen, sondern
diese so wie sie erscheinen gestalten kann. Der Zweck
des Baumeisters ist, das Bauwerk für die Erscheinung
eurythmisch zu machen und soweit möglich gegen die
Täuschungen des Auges Heilmittel ausfindig zu machen,
da er keiner wahrhaftigen Gleichheit und Eurythmie
nachstrebt, sondern einer für das Auge. So macht er die
cylindrische Säule, da sie sich für das Auge in der Mitte
verjüngt und er sie deshalb gebrochen sehen würde, an
dieser Stelle dicker, auch einen Kreis zeichnet er zuweilen
nicht als Kreis, sondern als Ellipse, das Quadrat
als ein rechteckiges Viereck und eine größere Zahl von
verschieden großen Säulen je nach Zahl und Größe in
andern Proportionen (otvaXoYtat). Eine solche Berechnung
aber ist es, welche dem Bildhauer einer Kolossalstatue
an die Hand gibt, wie die Symmetrie seines Werkes

1 Damianos Schrift über Optik, herausg. von R. Schöne,
Berlin 1897. Schöne (S. IX) sagt über die hier angeführten Zeilen:
„Uh habe sie der Kürze wegen als Auszüge aus Geminos bezeichnet,
ohne damit behaupten zu wollen, dass sie aus diesem direkt geflossen
seien" usw. Vgl. auch Hultsch, Heronis Alex, reliqu.
S. 249—252, und Kalkmann im Jahrb. d. I. X 55,


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